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Tamins

Tamins
Wappen von Tamins
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Graubünden Graubünden (GR)
Region: Imboden
BFS-Nr.: 3733i1f3f4
Postleitzahl: 7015
Koordinaten: 750013 / 188419Koordinaten: 46° 49′ 48″ N, 9° 24′ 18″ O; CH1903: 750013 / 188419
Höhe: 662 m ü. M.
Höhenbereich: 566–3239 m ü. M.[1]
Fläche: 40,74 km²[2]
Einwohner: 1215 (31. Dezember 2023)[3]
Einwohnerdichte: 30 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
16,3 %
(31. Dezember 2023)[4]
Website: www.tamins.ch
Tamins
Tamins
Lage der Gemeinde
Karte von TaminsGigerwaldseeHeidseeCaumaseeCrestaseeMapraggseeKanton GlarusKanton St. GallenRegion AlbulaRegion ViamalaRegion LandquartRegion PlessurRegion SurselvaBonaduzDomat/EmsFelsberg GRFlimsRhäzünsTaminsTrin
Karte von Tamins
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Tamins (rätoromanisch Tumein/?) ist eine politische Gemeinde im Schweizer Kanton Graubünden. Sie gehört zur Region Imboden und liegt rund 10 km westlich von Chur.

Unter dem Schlossfelsen des Ortsteils Reichenau vereinigen sich der Vorder- und Hinterrhein zum Rhein. Westlich des auf Domat/Emser Gemeindegebiet liegenden Bahnhofs Reichenau-Tamins trennt sich die Eisenbahnlinie der Rhätischen Bahn aus Chur: Eine Linie führt über Thusis ins Engadin, die andere über Disentis/Mustér nach Andermatt. Diese Linie liegt nach der Überquerung des Vorderrheins bis auf die Höhe der Ruine Wackenau auf Taminser Gebiet.

Das Gemeindegebiet greift über den Kunkelspass hinaus nach Norden ins Taminatal aus. Oberhalb dieses Gebietes und der dortigen Grossalp erstreckt sich das Gemeindegebiet ins Hochgebirge mit dem Ringelspitz als höchstem Punkt auf über 3200 Metern. Die SAC-Ringelspitzhütte vervollständigt den alpinen Charakter.

Luftbild von Werner Friedli (1947)

Am Fuss des Hügelplateaus Crestis südwestlich des Dorfes Tamins wurden 1974 und 1976/1977 Funde einer spätneolithischen Station des 3. Jahrtausends v. Chr. entdeckt. Die grossen und zum Teil grobkeramischen Gefässe und die Stein- und Knochenartefakte lassen den Schluss zu, dass es sich kaum um einen ganzjährig benutzten Siedlungsplatz handelte, sondern eher um eine Anlage des sekundären Wirtschaftsbereichs.[5] Gemäss dem Archäologischen Dienst Graubünden gehört eine solche Siedlung zu den ältesten Fundplätzen im Kanton.

Beim Strassenbau stiess man 1964 unterhalb des Kirchhügels auf ein Gräberfeld mit 63 Brandbestattungen. Die Gräber waren entweder grubenartig in den Grund eingelassen oder wiesen eine viereckige oder auch runde Steinumrandung auf. In der Regel waren sie mit einer oder mehreren Steinplatten zugedeckt. Die Gräber enthielten ein bis zwei Keramikgefässe als Beigaben, wobei ein Gefäss als Graburne diente, also den Leichenbrand und sporadisch vereinzelte verschmorte Bronzeobjekte (meist Schmuck) enthielt. Die Toten waren offensichtlich auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden.[5]

Die Keramikfunde des Gräberfeldes von Tamins lassen sich in zwei wesentliche Keramiktypen einteilen, einerseits eine rot bemalte und dunkel graphitierte Ware, die in eine ältere Eisenzeit (ca. 7. bis 6. Jahrhundert v. Chr.) datiert, andererseits eine graue bis schwarze, häufig stempelverzierte Ware, welche auch schon als Taminserkeramik bezeichnet wurde und in eine Spätphase der älteren Eisenzeit (ca. 6. bis 5. Jahrhundert v. Chr.) datiert. Die Taminserkeramik gehört zur eisenzeitlichen Alpenrheintalgruppe und zeichnet sich durch ausgesprochene Dünnwandigkeit aus. Typische Verzierungselemente bilden unter anderem Kreisaugenstempel, Girlandenmuster, Abrollmuster, aber auch lineare Verzierungen und fein gekerbte Leisten.[5]

Tamins wurde 1224 als Tuminne, 1225 als Tvminnis und 1399 als Tumins erwähnt. Der Ort bildete im Mittelalter mit Trin und Reichenau die Herrschaft Trins mit der Burg Crap Sogn Parcazi als Zentrum. Nachdem Trin die Feudalrechte ausgekauft hatte, hiess die verkleinerte Herrschaft ab 1616 Herrschaft Reichenau und hatte bis 1803 Bestand. 1459 trennte sich Tamins kirchlich von Trin. 1492 wurde an Stelle einer älteren Kirche eine neue errichtet. 1540 erfolgte die Einführung der Reformation. 1799 wurde Tamins von den Franzosen bis auf die Kirche eingeäschert. Ein weiterer Brand zerstörte 1905 ein Viertel des Dorfes. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts brachte die Flösserei von Reichenau bis zum Bodensee grossen Verdienst. 2000 waren rund zwei Drittel der Erwerbstätigen Wegpendler vor allem nach Domat/Ems und Chur.[5]

Wappen von Tamins
Wappen von Tamins
Blasonierung: «In Grün ein sechsstrahliger goldener (gelber) Stern»

Den Stern zeigte schon ein Gemeindesiegel von 1799. Spätere Wappen zeigten den Stern auch im blauen Feld über grünem Dreiberg.

Bevölkerungsentwicklung
Jahr 1850 1888 1900 1930 1950 1980 1990 2000 2005 2010 2012 2014 2020
Einwohner 770 585 863 618 781 946 1112 1167 1163 1184 1222 1226 1226
Zusammenfluss von Vorder- und Hinterrhein bei Tamins

Der Sprachwechsel in Tamins von der bündnerromanischen Sprache zum Deutschen erfolgte schon sehr früh. Wann genau ist unbekannt. Doch gab es immer eine kleine Minderheit romanischsprachiger Personen. Sie sprechen eine mittelbündnerische Mundart, gebrauchen aber traditionell das Surselvische als Schriftsprache.[6]

Sprachen in Tamins GR
Sprachen Volkszählung 1980 Volkszählung 1990 Volkszählung 2000
Anzahl Anteil Anzahl Anteil Anzahl Anteil
Deutsch 795 84,04 % 962 86,51 % 1032 88,43 %
Rätoromanisch 67 7,08 % 62 5,58 % 41 3,51 %
Italienisch 59 6,24 % 42 3,78 % 33 2,83 %
Einwohner 946 100,00 % 1112 100,00 % 1167 100,00 %

Sehenswürdigkeiten

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Kirche Tamins

Persönlichkeiten

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Commons: Tamins – Sammlung von Bildern und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Höhenbereich aufgrund Stand 1. Januar 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
  2. Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
  5. a b c d Jürg Rageth, Linus Bühler: Tamins. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
    Diese Abschnitte basieren weitgehend auf dem Eintrag im Historischen Lexikon der Schweiz (HLS), der gemäss den Nutzungshinweisen des HLS unter der Lizenz Creative Commons – Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International (CC BY-SA 4.0) steht.
  6. Lia Rumantscha (Hrsg.): Romanisch – Facts & Figures. 2., überarbeitete und aktualisierte Ausgabe. Chur 2004, ISBN 3-03900-034-9. S. 31.
  7. Strassenbrücke über den Rhein
  8. Asphaltaufbereitungsanlage Catram
  9. Strassenbrücke über das Lavoitobel