Sperrstelle Urdorf

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Bunker A 5210 Allmendbach mit Tarnbemalung

Die Sperrstelle Urdorf war eine im Zweiten Weltkrieg von 1939 bis 1940 errichtete Sperre der Schweizer Armee, um einen gegnerischen Vorstoss in das Reusstal Richtung Gotthard zu verhindern. Das auf dem Gemeindegebiet von Urdorf liegende Geländepanzerhindernis (GPH) ist als wichtigste Sperrstelle der Limmatstellung von nationaler Bedeutung. Die Anlagen sind deklassiert, grösstenteils erhalten und teilweise geschützt.

Geschichte

Einen Monat nach Beginn des Zweiten Weltkriegs befahl General Guisan mit dem «Operationsbefehl Nr. 2» am 4. Oktober 1939 den Armeeaufmarsch aus der Bereitschaftsstellung in die Limmatstellung. Mit der Verbindung Sargans – Walensee – Zürichsee – Limmat – Bözberg – Hauenstein wurde sie zur ersten Verteidigungslinie der Schweizer Armee bei einem Angriff aus dem Norden. Diese wurde ab 27. September 1939 inklusive der Sperrstelle Urdorf befestigt.[1]

Der drei Kilometer breite Abschnitt der 6. Division zwischen Uetliberg, Waldegg und Urdorfer Senke bestand aus einem tiefgestaffelten System von Wechselstellungen, das an der Limmat begann und hinter der Reppisch aufhörte. Es gab keine verbunkerten Waffenstellungen, dafür befestigte Truppenunterstände. Nur durch die offene Urdorfer Senke verlief eine Tanksperre mit 18 betonierten Waffenständen.

Nach dem Fall Frankreichs Ende Juni 1940 befahl die Armeeleitung die Einstellung fast aller Befestigungsarbeiten, da die Limmatstellung ihre Bedeutung vorerst verloren und der General den Rückzug des Gros der Armee ins Reduit beschlossen hatte.

Im Kalten Krieg wurde die Sperrstelle verstärkt und modernisiert. Sie gehörte zum Einsatzraum der Felddivision 5.

Geländepanzerhindernis Urdorfer Senke

Der Projektplan wurde 1939/40 von der 6. Division aufgrund von Vorgaben eines Ingenieur-Offizierkurses von 1938 erstellt. Quer durch die Urdorfer Senke wurde ein über zwei Kilometer langes Geländerpanzerhindernis (GPH) mit Schienenhindernissen an den beiden Talflanken, die einen Tankgraben in der Ebene flankieren, erstellt. Die befestigten Talflanken bestanden aus Blöcken mit einbetonierten Schienen, Breitflanschprofilen und Betontetrapoden.

  • Urdorfer Senke mit Hindernis, Mg-Bunker und Ik-Garage
    Urdorfer Senke mit Hindernis, Mg-Bunker und Ik-Garage
  • Schienenhindernis Stockacherbach
    Schienenhindernis Stockacherbach
  • Tankgraben
    Tankgraben
  • Betonhöcker Chilstig
    Betonhöcker Chilstig

Das Hindernis konnte durch zahlreiche permanente Waffenstellungen (Bunker) unter Feuer genommen werden. Die Verteidigungslinie bestand aus rund 35 Objekten. Verschiedene Truppeneinheiten waren beim Bau des Tankgrabens, der Schienenhindernisse und der Mannschaftsunterstände beteiligt. Die Maschinengewehrstände, Infanteriekanonenschilde (Ik-Garagen) und befestigten Beobachtungsposten wurden grösstenteils von privaten Bauunternehmern erstellt.

Die Bewaffnung der Bunker bestand aus Maschinengewehren, einzig der Bunker A 5210 war mit 2 Maschinengewehren ausgerüstet. Die zwölf Bunker wurden hinter dem Hindernis und an beiden Flanken platziert. Hinter den Bunkern wurden betonierte und überdeckte Infanteriekanonenschilde für Infanteriekanonen 35 (1935) mit Unterständen erstellt.

Im Kalten Krieg wurden Teile des Geländepanzerhindernisses abgebrochen und durch moderne Winkelstützmauern sowie Schienenhindernisse ersetzt. Die Unterstände wurde mit über 15 Atomschutzunterständen (ASU) ergänzt.[2]

  • Flankierbunker A 5221
    Flankierbunker A 5221
  • Ik-Garage Mören
    Ik-Garage Mören
  • Bunker Wagenbach A 5211
    Bunker Wagenbach A 5211
  • Flankierbunker Chilstig A 5207
    Flankierbunker Chilstig A 5207

Benachbarte Sperrstellen

Die Sperre Urdorf grenzte im Norden an die Sperrstellen Waldegg und Uetliberg und im Süden an die Sperre Unterreppischtal sowie dem vorgelagerten Ortstützpunkt Oberurdorf.

Hinter der Sperre Urdorf befand sich in Birmensdorf eine zweite Sperrstelle mit einem 1.2 Kilometer langen Hindernis und vier verbunkerten Infanteriekanonen. Dort befanden sich offene Feldartilleriestellungen, welche in den Raum Urdorf, Schlieren und Albisrieden (Sperre Waldegg) wirkten und Feuerunterstützung geben konnten.

Ergänzt wurden diese beiden Linie durch zusätzliche Strassen- und Waldwegbarrikaden im Raum Albisrieden, Ringlikon und Birmensdorf. Im Wald zwischen Schlieren und Albisrieden wurden Dutzende von Unterständen und Beobachtungsbunker gebaut.

  • Stützpunkt Oberurdorf
    Stützpunkt Oberurdorf
  • Sperre Waldegg
    Sperre Waldegg
  • Sperre Birmensdorf
    Sperre Birmensdorf
  • Artilleriestellung Birmensdorf
    Artilleriestellung Birmensdorf

Noch vorhandene Objekte

Beobachtungsbunker «Laura» A 4945 Schürhof
  • Unterstand «Fuchs» A 4897 Bröggen, Schlieren 47.3882438.43579
  • Unterstand «Himmel» A 4898 Länxelmoos, Schlieren 47.3895648.439073
  • Unterstand «Margrit» A 4899 Schlatthölzli, Schlieren 47.3847968.442175
  • Unterstand «Herdler Ost» A 4900: 10 Mann 47.38598.4485
  • Unterstand «Ring» A 4940: Kleibermättelistrasse 47.38168.44268
  • Unterstand «Murks» A 4941: Kleibermättelistrasse 47.382438.4416
  • Unterstand «Lichtung» A 4942: Haustrasse 47.381458.44115
  • Unterstand «Rutsch» A 4943: Haustrasse 47.381498.44018
  • Unterstand «Schlüsselblume» A 4944: Forrenstrasse, Urdorf 47.380838.43992
  • Beobachtungsstand Schürhof «Laura» A 4945: Bunker für zwei Beobachter 47.383148.43475
  • Bunker Ik-Kanone 4.7cm Unterreppischtal A 5199 Stigelmatt 47.3737468.40362
  • Bunker Ik-Kanone 4.7cm Unterreppischtal A 5200 Oberächer 47.3755348.402832
  • Unterstand Unterreppischtal A 5201 Reppischtalstrasse 47.375418.404683
  • Unterstand «Kragen» A 5202 Kammstrasse 47.3706478.417003
  • Beobachtungsstand «Kropf» A 5203 Kammstrasse, Eggweid 47.371298.41729
  • Infanteriebunker «Max» A 5204 Waldrand Chilstig 47.375438.41555
  • Infanteriebunker «Schaggi» A 5205 Flanke Chilstig 47.376628.415881
  • Ik-Schild «René» A 5206 Chilstig 47.3761268.416892
  • Infanteriebunker «Moritz» A 5207 Flanke Chilstig 47.374688.41688
  • Infanteriebunker «Schang» A 5208, Flanke Chilstig 47.3763918.417506
  • Ik-Schild «Migg» A 5209 mit Garage Chilstig 47.3757458.418368
  • Infanteriebunker mit Panzerabwehrkanone «Tisliboll» A 5210 47.3767548.424504
  • Infanteriebunker A 5211 Wagenbach 47.3764358.427067
  • Infanteriebunker A 5212 Mülihalden 47.3774898.426875
  • Ik-Schild «Hugo» A 5213 Zidacher, mit Garage Wagenbach 47.3748858.429475
  • Infanteriebunker «Glattler» A 5214 47.3771368.428259
  • Ik-Schild «Bruno» A 5215 Wagenbach mit Ik-Garage 47.3750148.42912
  • Ik-Schild «Bruno» A 5215 Wagenbach 47.3745998.428291
  • Infanteriebunker Bad «Wirbel» A 5216 47.3777168.430826
  • Hof «Mören» A 5217 47.3788748.434317
  • Ik-Schild «Fritz» A 5218 Schüracher 47.376758.435416
  • Ik-Schild «Fritz» A 5218 mit Ik-Garage Schüracher 47.3767618.435204
  • Infanteriebunker «Hegi» A 5219 47.3799488.436946
  • Ik-Schild «Waldhof» A 5220 Hegiweg 47.3789428.437814
  • Ik-Schild «Waldhof» A 5220 Hegiweg mit Ik-Garage 6648 47.37898.43787
  • Infanteriebunker, Flanke Wald «Hau» A 5221 47.3812188.438916
  • Infanteriebunker Buchholz A 5222 Rütiweid 47.3906148.4108
  • Atomschutzunterstand ASU 31 F 20032 Allmendlistrasse 47.3875198.409856
  • ASU 32 F 20033 Allmendlistrasse 47.384188.409014
  • ASU 33 F 20034 Bifigstrasse 47.3852288.412741
  • ASU 19 F 20035 Honertstrasse 47.3752488.4144
  • ASU 12 F 20052 Schürhof 47.382838.43394
  • ASU 16 F 20055 Bröggen, Schlieren 47.38578.43753
  • ASU 15 F 20056 Schlattwis, Schlieren 47.3856838.441543
  • ASU 14 F 20057 Schlierenstrasse, Schlierenwald 47.3874618.447086
  • ASU 27 F 20080 Chlosterholz 47.3730998.400338
  • ASU 28 F 20081 Langenboden 47.3755598.400819
  • Schienenhindernis 47.3807068.437728
  • Geländehindernis Stockacherbach 47.3771968.429611
  • Geländehindernis Allmendbach 47.3776678.425064
  • Tankgraben 47.3761968.421329
  • Betonhöcker Chilstig 47.3754858.418244

Literatur

  • Karl Schori: Die Abwehrstellung Uetliberg im 2. Weltkrieg. Schweizerische Gesellschaft für militärhistorische Studienreisen, Wettingen April 2000.
  • Rober Gubler: Felddivision 6. Von der Zürcher Miliz zur Felddivision 1815–1991. NZZ Verlag, Zürich 2003, ISBN 3-85823-323-4.
  • Walter Lüem u. a.: Die Limmatstellung im Zweiten Weltkrieg, Baden-Verlag, Baden 1997, ISBN 3-85545-105-2.
  • Max Rudolf, Andreas Steigmeier: Führer zur Limmatstellung aus dem Zweiten Weltkrieg. Baden-Verlag, Baden 1998, ISBN 3-85545-114-1.
Commons: Urdorfer Senke – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Kleines Stachelschwein: Sperre Urdorf mit Übersichtskarte

Einzelnachweise

  1. Schweizer Website mit Dokumentation der schweizerischen und deutschen operativen Planung: Limmatstellung 1940 (Memento vom 24. September 2015 im Internet Archive)
  2. Militärische Denkmäler im Kanton Zürich, Inventar der Kampf- und Führungsbauten, Bern 2004 (Memento des Originals vom 16. August 2022 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ar.admin.ch (PDF; 2,9 MB)

47.3788748.434317Koordinaten: 47° 22′ 43,9″ N, 8° 26′ 3,5″ O; CH1903: 675192 / 248037