Sperrstelle Gebenstorf

Mg-Bunker «Julia»
Lmg-Stand Obere Ruschenbach A 4072

Die Sperrstelle Gebenstorf war eine im Zweiten Weltkrieg von 1939 bis 1940 errichtete Sperre der Schweizer Armee, um einen gegnerischen Vorstoss in das Reusstal Richtung Gotthard zu verhindern.

Gebenstorf war nach der Sperrstelle Urdorf die wichtigste Sperrstelle («passage obligé» der Reusstalachse) der Limmatstellung. Gebenstorf-Nord gilt als Sperrstelle von nationaler Bedeutung und Gebenstorf-Ost von regionaler Bedeutung.[1]

Geschichte

Einen Monat nach Beginn des Zweiten Weltkriegs befahl General Guisan mit dem «Operationsbefehl Nr. 2» am 4. Oktober 1939 den Armeeaufmarsch aus der Bereitschaftsstellung in die Limmatstellung. Mit der Verbindung Sargans – Walensee – Zürichsee – Limmat – Bözberg – Hauenstein wurde sie zur ersten Verteidigungslinie der Schweizer Armee bei einem Angriff aus dem Norden. Diese wurde ab 27. September 1939 inklusive der Sperrstelle Gebenstorf befestigt.[2]

Das Engnis am nördlichen Dorfrand von Gebenstorf zwischen Reussinsel und dem Gebenstorfer Horn galt als schwacher Flügel des 3. Armeekorps. Einheiten der 8. Division befestigten das Engnis von 1939 bis 1940 mit einer Tanksperre und einer Bunkerlinie. Das südliche Aare- und Reussufer wurde mit fünf Bunkern sowie Sprengobjekten in den Eisenbahn- und Strassenbrücken über beiden Flüsse gesichert. Die Sperre Gebenstorf-Nord schloss sich an die Befestigungsanlagen im Raum Gebenstorfer Horn (Sperre Gebenstorf-Ost) an.

Nach dem Fall Frankreichs Ende Juni 1940 befahl die Armeeleitung die Einstellung fast aller Befestigungsarbeiten, da die Limmatstellung ihre Bedeutung vorerst verloren und der General den Rückzug des Gros der Armee ins Reduit beschlossen hatte.

Vom Herbst 1940 bis 1943 waren in Gebenstorf 250 polnische Soldaten interniert, die beim Westfeldzug in die Schweiz abgedrängt wurden. Sie wurden beim Strassenbau und der Anbauschlacht beschäftigt. Vom einstigen Polenlager sind nur noch das Arrestlokal Steigstrasse und Grabmäler auf dem Friedhof übrig geblieben.[3]

Während des Kalten Krieges wurde die Sperrstelle verstärkt und modernisiert. Sie gehörte zum Einsatzraum der Felddivision 5.[4]

Sperrstelle Gebenstorf

  • Infanteriebunker Vogelsang A 4076 47.4949998.241853
  • Infanteriebunker Vogelsangstrasse A 4077 47.4932468.245502
  • Infanteriebunker Reussinsel-Nord A 407847.4905338.237313
  • Infanteriebunker Reuss-Insel Süd 1 A 4079 Mg, Beobachter, runde Gewehrgalerie[5] 47.4885858.239381
  • Infanteriebunker Reuss-Insel Süd 2 A 4080 Ik, Mg, Beobachter 47.4880278.239426
  • Mg-Bunker «Julia» Sand 47.4843928.244731
  • Mg-Bunker Sand A 4085 47.4846068.243739
  • Infanteriebunker Schächlistrasse 47.4850368.24011
  • Handgranaten-Wurfstand Winterhalde A 4092 47.4870078.251472
  • Infanteriebunker/Beobachter «Bobbi» Unter dem Horn A 4093 47.487398.24816
  • Gitterturm Artilleriebeobachter A 4094 mit Unterstand, Hornebni 47.4844848.250889
  • Unterkunftskaverne A 4097 für 120 Mann 47.4820298.249565
  • Infanteriebunker Vogelsang A 4076
    Infanteriebunker Vogelsang A 4076
  • Infanteriebunker «Bobbi» Gebenstorfer Horn A 4093
    Infanteriebunker «Bobbi» Gebenstorfer Horn A 4093
  • Beobachterturm Gebenstorfer Horn A 4094
    Beobachterturm Gebenstorfer Horn A 4094
  • Unterstand Gebenstorfer Horn
    Unterstand Gebenstorfer Horn
  • Infanteriebunker Rieden-Nord A 4101, Ik, Beobachter, 12 Mann 47.4803058.238765
  • Infanteriebunker Rieden-Süd A 4102 47.4794828.234242
  • Infanteriebunker Birchmatten A 4103 Ik, Mg, Beobachter 47.4776588.237797
  • Unterstand Birchhölzli A 4104 47.4757848.235646
  • Beobachter Birchmatten A 4105 (Sch Mot Kan Bttr 116) 47.4762358.23552
  • Pak-Garage Brunnacker A 4110 47.4749368.254073
  • Unterstand Steig A 4111 47.4743218.252008
  • Pak-Garage Steig/Eichhözli A 4112 47.4733568.24861
  • Pak-Garage Eichhölzli A 4114 Birmenstorf 47.4710348.246187
  • Unterstand Stettberg A 4115 Birmenstorf 47.4705998.244058
  • Unterstand Bolleren A 4117 47.4669728.235315
  • Kommandoposten Gebirgsinfanterieregiment 19 Eichhölzli 47.4723918.247601
  • Artilleriebeobachter Erli 47.47388.24395
  • Tanksperre GPH Gebenstorf-Nord 1940, Verstärkung 1944 47.4864768.242573
  • Tanksperre 1944 mit zwei Unterständen 47.4710778.24514[6]
  • Tanksperre GPH Gebenstorf-Nord 1940/44
    Tanksperre GPH Gebenstorf-Nord 1940/44
  • Mg-Bunker «Julia»
    Mg-Bunker «Julia»
  • Sprengobjekt Eisenbahnbrücke Reuss
    Sprengobjekt Eisenbahnbrücke Reuss
  • Polnische Soldatengräber
    Polnische Soldatengräber

Sperrstelle Baden

Die Sperrstelle im Raum Baden war Teil der Hauptverteidigungslinie der Limmatstellung. Die Teilsperren im mittleren Abschnitt der 8. Division hatten den Auftrag einen Vorstoss und Aufstieg auf das Plateau des Gebenstorfer Horns verhindern.

Truppen der 8. Division bauten 1939/40 entlang des bewaldeten Abhangs oberhalb der Limmat (Kappelerhof) und im Eichtal (Münzlishausen) Waffenstände, Beobachter, einen Mannschaftsunterstand und eine Tanksperre. 1941 befestigten sie das Engnis der Hauptstrasse Brugg–Baden westlich des Kappelerhofs mit einem Geländepanzerhindernis.

Die Sperrstelle Baden-Münzlishausen gilt als Sperrstelle von nationaler Bedeutung.[7][8]

Teilsperre Flueholz

  • Infanteriebunker Martinsberg Ost A 4065 47.480118.28897
  • Infanteriebunker Martinsberg West Österliwald A 4066 47.4799988.288115
  • Infanteriewerk/Artilleriebeobachter/Bat KP Flueholz A 4068: West 47.479888.28287
  • Infanteriewerk/Artilleriebeobachter/Bat KP Flueholz A 4068: Süd 47.480088.28457
  • Infanteriewerk/Artilleriebeobachter/Bat KP Flueholz A 4068: Ost 47.479138.28408
  • Unterstand Hägelerstrasse A 4070 47.47868.282521
  • Lmg-Stand A 4071 47.4796858.281742
  • Lmg-Stand Obere Ruschenbach A 4072 47.4782718.27827
  • Feldstellung Ost bei A 4072 47.4785378.278805
  • Feldstellung West bei A 4072 47.4785448.277877
  • Feldstellung ohne A-Nummer 47.4809258.272076
  • Lmg-Stand Obere Ruschenbach A 4073 47.4790848.277885
  • Infanteriebunker Im Schlipf A 4074 47.4807328.273798
  • Lmg-Stand Unterrauschenbach A 4075 47.4801938.273723
  • Infanteriewerk/Artilleriebeobachter/Bat KP Flueholz Süd A 4068
    Infanteriewerk/Artilleriebeobachter/Bat KP Flueholz Süd A 4068
  • Bunker West A 4068
    Bunker West A 4068
  • Bunker West A 4068
    Bunker West A 4068
  • Bunker Ost A 4068
    Bunker Ost A 4068

Teilsperre Eichtal

  • Pak-Garage Eichtal A 4060 47.4723358.290646
  • Infanteriebunker Eichtal A 4061 47.4722518.289716
  • Infanteriebunker Eichtal A 4062 47.4726218.288396
  • Pak-Garage Eichtal A 4064 47.4754938.289238
  • Beobachter Eichtal/Allmend A 4063 zwei Kuppeln 47.4725558.280197
  • Beobachter Münzlishausen A 4063
    Beobachter Münzlishausen A 4063
  • Infanteriebunker Eichtal A 4062
    Infanteriebunker Eichtal A 4062
  • Ik/Pak-Garage Eichtal A 4064
    Ik/Pak-Garage Eichtal A 4064
  • GPH Baden Eichtal T 2045
    GPH Baden Eichtal T 2045

Teilsperre Meierhof

  • Infanteriebunker Hertenstein A 4019 (1990 abgebrochen) 47.4874628.324327
  • Infanteriebunker Hertenstein A 4020 (1990 abgebrochen) 47.4901518.313756
  • GPH Hertenstein 47.487078.30776
  • Ik-Garage Meierhof A 4033 47.4656528.294253
  • Unterstand Meierhof A 4034 47.465578.293191
  • Unterstand Ziegelhütte A 4035 47.4611078.288477
  • Beobachter Meierhof (Kehlstrasse) A 4038 zwei Kuppeln 47.4643598.287457
  • Beobachter Rotholz A 4042 drei Kuppeln 47.4650188.281377
  • Pak-Garage Weiherhau A 4043 47.4617578.285702
  • Unterstand Weiherhau A 4044 47.4610378.285824
  • Unterstand Kreuzliberg A 4045 47.4647218.297223

Sperrstelle Dättwil Neuenhof

Das Zürcher Gebirgsinfanterieregiment 37 hatte im rechten Abschnitt der 8. Division die Übergänge (inklusive befahrbare Waldwege) vom Limmattal ins Reusstal zwischen Baden und Oberrohrdorf zu sperren. Am südlich der Limmat liegenden Vorderhang wurden verbunkerte Waffenstände für Maschinengewehre und Infanteriekanonen sowie ein durchgehendes Drahthindernis erstellt.

  • Infanteriebunker Spittelau Ik, Mg, Beob, 18 Mann, 8 47.4530928.299581
  • Infanteriebunker Spittelau 9 47.4525368.299334
  • Infanteriebunker Spittelau Dättwil: zwei Mg, 12 Mann, 10 47.4536098.301367
  • Infanteriebunker Spittelau 11 47.4535768.299775
  • Betonschild Infanteriewaffen Spittelau 12 47.4541828.2994
  • Infanteriebunker Spittelau 13 47.4561088.301659
  • Infanteriebunker Spittelau 14 47.4566378.30066
  • Infanteriebunker Spittelau 15 47.4594468.300228
  • Betonunterstand Spittelau 16 47.4600338.301113
  • Infanteriebunker Spittelau zwei Mg 17 47.4555418.304037
  • Infanteriebunker Spittelau 18 47.4558788.303459
  • Infanteriebunker Stockrain Neuenhof 2 47.4455678.319414
  • Infanteriebunker Stockrain Neuenhof 3 47.4451478.316676
  • Infanteriebunker Stockrain Neuenhof 4 47.440068.314948
  • Infanteriebunker Stockrain Neuenhof 5 47.4461298.3153
  • Infanteriebunker Stockrain Neuenhof 6 47.4459948.316504
  • Infanteriebunker Stockrain Neuenhof 7 47.4454828.31753
  • Beobachter Rüsler Neuenhof 47.4393668.315175
  • Maschinengewehrbunker Stockrain, Neuenhof AG
    Maschinengewehrbunker Stockrain, Neuenhof AG
  • Bunker Spittelau für zwei Maschinengewehre und 12 Mann Besatzung, Dättwil AG
    Bunker Spittelau für zwei Maschinengewehre und 12 Mann Besatzung, Dättwil AG
  • Bunker Spittelau für Infanteriekanone, Maschinengewehr, Beobachter und 18 Mann Besatzung
    Bunker Spittelau für Infanteriekanone, Maschinengewehr, Beobachter und 18 Mann Besatzung
  • Bunker Spittelau für zwei Maschinengewehre
    Bunker Spittelau für zwei Maschinengewehre

Literatur

  • Walter Lüem u. a.: Die Limmatstellung im Zweiten Weltkrieg, Baden-Verlag, Baden 1997, ISBN 3-85545-105-2.
  • Max Rudolf, Andreas Steigmeier: Führer zur Limmatstellung aus dem Zweiten Weltkrieg. Baden-Verlag, Baden 1998, ISBN 3-85545-114-1.
  • Stefan Michel: Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg: über das reichhaltige militärhistorische Erbe in unserer Region. Badener Neujahrsblätter, Band 92, Baden 2017.
Commons: Sperrstelle Gebenstorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Sperrstelle Baden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Silvio Keller, Maurice Lovisa, Patrick Geiger: Militärhistorische Denkmäler im Kanton Aargau. VBS 2006 (PDF; 7,9 MB).
  2. Schweizer Website mit Dokumentation der schweizerischen und deutschen operativen Planung: Limmatstellung 1940 (Memento vom 24. September 2015 im Internet Archive)
  3. Jacqueline Keller: «Aus der Geschichte der Gemeinde Gebenstorf». Dorf- und Vereinsblatt 3/2011 Seite 29 (Docplayer)
  4. Festung Oberland: Sperrstelle Gebenstorf
  5. Festung Oberland: Grundriss Infanteriebunker Reussinsel-Süd
  6. Max Rudolf, Andreas Steigmeier: Führer zur Limmatstellung aus dem Zweiten Weltkrieg. Baden-Verlag, Baden 1998, ISBN 3-85545-114-1
  7. Festung Oberland: Sperrstelle Baden
  8. Stefan Michel: Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg: über das reichhaltige militärhistorische Erbe in unserer Region. Badener Neujahrsblätter, Band 92, Baden 2017
  • Karte mit allen Koordinaten:
  • OSM
  • WikiMap