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Rotgesichtralle

Rotgesichtralle

Rotgesichtralle (Rufirallus xenopterus)

Systematik
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Kranichvögel (Gruiformes)
Familie: Rallen (Rallidae)
Gattung: Rufirallus
Art: Rotgesichtralle
Wissenschaftlicher Name
Rufirallus xenopterus
(Conover, 1934)

Die Rotgesichtralle (Rufirallus xenopterus; Syn.: Laterallus xenopterus) ist eine Vogelart aus der Familie der Rallen (Rallidae), die in Brasilien, Bolivien und Paraguay vorkommt. Die Art gilt als monotypisch.[1] Der Bestand wird von der IUCN als gefährdet (Vulnerable) eingeschätzt.

Die Rotgesichtralle erreicht ein Körpergewicht von 51 bis 53 g bei einer Körperlänge von etwa 14 cm. Es besteht kein Geschlechtsdimorphismus. Der Oberkopf, die Gesichtsseiten bis über die Ohrdecken, der Nacken und die Seite des Halses, sowie der Bereich zwischen Nacken und Schulterfedern sind dunkel rötlich, der Zügel bräunlich grau. Der Rücken und der Bürzel sind braun. Die Oberflügeldecken und die Schulterfedern sind braun. Die Kehle ist cremefarben. Der vordere und seitliche Hals, die Brust und Bereich um die Kloake sind weiß. Die Seiten und Flanken sind weiß mit dicken bräunlich schwarzen Bändern. Die Unterflügeldecken sind weiß mit einigen dunkleren Flecken. Die Achselfedern sind an der Basis braun und an den Spitzen weiß. Der Schnabel ist dunkel, die Spitze des Unterschnabels hell hornfarben. Die Beine sind dunkel braun.[2]

Über die Brutbiologie der Rotgesichtralle ist praktisch nichts bekannt.[2]

Verhalten und Ernährung

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Wenig ist über die Ernährung der Rotgesichtralle bekannt. Die Exemplare, die in Fallen gefangen wurden, wurden mit Erdnussbutter, Haferflocken, Maisschrot und Bananen als Köder angelockt.[2]

Lautäußerungen

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Der Gesang der Rotgesichtralle ist ein langgezogener, leicht absteigender Triller, der dem der Rothalsralle (Laterallus melanophaius) ähnelt. Er kling aber weniger melodisch und eher trocken und gurrend. Außerdem gibt sie leise piú piú-Rufe von sich.[2]

Verbreitung und Lebensraum

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Verbreitungsgebiet (grün) der Rotgesichtralle

Die Rotgesichtralle bewohnt grobe, büschelige oder verfilzte Graslandschaften auf feuchtem bis flach überflutetem Untergrund in Sümpfen. Beobachtungen berichten von 30 bis 50 Zentimeter hohem Büschelgras oder von feuchtem Boden mit drei bis vier Zentimeter Wasser über dem Boden. Außerdem soll sie in 1,5 bis 2 Meter hohem Gras mit zwei bis drei Zentimeter hohem Wasser beobachtet worden sein. Solche Sümpfe bilden sich oft im Tieflandgebieten in Ostparaguay und den angrenzenden Gebieten in Brasilien. Einige Habitate teilt sie mit der Weißbrustralle (Rufirallus leucopyrrhus).[2][3] In Bolivien ist sie bisher nur sehr lokal beobachtet worden.[4][5]

Etymologie und Forschungsgeschichte

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Die Erstbeschreibung der Rotgesichtralle erfolgte 1934 durch Henry Boardman Conover unter dem wissenschaftlichen Namen Laterallus xenopterus. Als Sammelort für das Typusexemplar gab er Horqueta 40 Kilometer östlich des Río Paraguay an.[6] 1856 führten Charles Lucien Jules Laurent Bonaparte die neue Gattung Rufirallus ein.[7][A 1] Dieser Begriff ist ein Wortgebilde aus lateinisch rufus ‚rötlich‘ und vermutlich dem Französischen Rasle, Râle für die Ralle.[8] Der Artname xenopterus ist ein Wortgebilde aus ξενος xenos, deutsch ‚unterschiedlich‘ und -πτερος, πτερον -pteros, pteron, deutsch ‚-geflügelt, Flügel‘.[9] Alfred Laubmann hatte für sein Werk Die Vögel von Paraguay keinen Balg zur Verfügung. Sein einziger Nachweis bezog sich auf die Erstbeschreibung.[10] Zunächst wurde die Rotgesichtralle in die Gattung Laterallus Gray, GR, 1855 gestellt. Aufgrund neuerer wissenschaftlicher Erkenntnisse wird sie heute unter Rufirallus kategorisiert.[11][12]

  • Charles Lucien Jules Laurent Bonaparte: Zoologie – Excursions dans les divers Musées d'Allemagne, de Hollande et de Belgique (suite), et Tableaux paralléliques de l'orde des Échassiers (fin). In: Comptes rendus hebdomadaires des séances de l’Académie des sciences. Band 43, 1856, S. 593–601 (biodiversitylibrary.org).
  • Robin C. Brace, Jon Hornbuckle, Paul St Pierre: Rufous-faced Crake Laterallus xenopterus: a new species for Bolivia, with notes on its identification, distribution, ecology and conservation. In: Cotinga. Band 9, 1998, S. 76–80 (neotropicalbirdclub.org [PDF]).
  • Henry Boardman Conover: A New Species of Rail from Paraguay. In: The Auk. Band 51, Nr. 3, 1856, S. 365–366 (unm.edu [PDF]).
  • Emiliano Agustín Depino, Jorge Luis Pérez-Emán, Elisa Bonaccorso, Juan Ignacio Areta: Evolutionary history of New World crakes (Aves: Rallidae) with emphasis on the tribe Laterallini. In: Zoologica Scripta. Band 53, Nr. 4, 2023, S. 394–412, doi:10.1111/zsc.12595.
  • Juan Carlos Garcia Ramirez, Emily Moriarty Lemmon, lan Richard Lemmon, Nigel French: Phylogenomic reconstrution sheds light on new relationships and timescales of rails (Aves: Rallidae) evolution. In: Diversity. Band 12, Nr. 2, 2020, S. 1–10, doi:10.3390/d12020070 (mdpi.com [PDF]).
  • Victor Gonçalves de Castro, Shayana de Jesus, Danilo Wilson da Mota Santos,Luciano de Faria Silva: New records of the Rufous-faced Crake, Laterallus xenopterus (Gruiformes: Rallidae) in Brazil and observations about its habitat. In: Revista Brasileira de Ornitologia. Band 22, Nr. 1, 2014, S. 57–61 (springer.com [PDF]).
  • Alfred Laubmann: Die Vögel von Paraguay. Band 1. Strecker und Schröder, Stuttgart 1939, S. 110 (google.de).
  • Barry Taylor, Peter F. D. Boesman, Eduardo de Juana, Christopher J. Sharpe: Rufous-faced Crake (Rufirallus xenopterus). In: Josep del Hoyo, Andrew Elliott, Jordi Sargatal, David Andrew Christie, Eduardo de Juana, Fernando Medrano Martínez (Hrsg.): Birds of the World. Cornell Lab of Ornithology, Ithaca, NY 2024, doi:10.2173/bow.rufcra1.01.1 (englisch).
  • Joseph A. Tobias, Nathalie Seddon: Nine bird species new to Bolivia and notes on other significant records. In: Bulletin of the British Ornithologists' Club. Band 127, Nr. 1, 2007, S. 49–84 (biodiversitylibrary.org).
Commons: Rotgesichtralle (Rufirallus xenopterus) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. World bird list Finfoots, flufftails, rails, trumpeters, cranes, Limpkin
  2. a b c d e Barry Taylor u. a. (2024)
  3. Victor Gonçalves de Castro u. a. (2014) S. 57–61
  4. Joseph A. Tobias u. a. (2007) S. 60
  5. Robin C. Brace u. a. (1998) S. 76–80
  6. Henry Boardman Conover (1934), S. 365–366
  7. Charles Lucien Jules Laurent Bonaparte (1856), S. 599
  8. Mustelirallus The Key to Scientific Names Edited by James A. Jobling
  9. xenopterus The Key to Scientific Names Edited by James A. Jobling
  10. Alfred Laubmann (1939), S. 110.
  11. Juan Carlos Garcia Ramirez u. a. (2020)
  12. Emiliano Agustín Depino u. a. (2023)
  1. Bonaparte ordnete der Gattung u. a. die Amazonienralle (Rufirallus viridis (Müller, PLS), 1776 Syn.: Rallus cayanensis Boddaert, 1783) zu.