Pömer von Diepoltsdorf

Wappen der Pömer

Die Pömer von Diepoltsdorf waren eine Patrizierfamilie der Reichsstadt Nürnberg, erstmals urkundlich in Nürnberg erwähnt um 1286. Die Pömer waren, mit kurzen Unterbrechungen, ab 1395 bis zum Ende der reichsstädtischen Zeit im Jahre 1806 im „Inneren Rat“ vertreten und gehörten nach dem „Tanzstatut“ zu den „neuen“ ratsfähigen Geschlechtern. 1814 sind sie erloschen.

Geschichte

Die Abstammung der Pömer ist nicht geklärt. Dem Hallerbuch von 1533 zufolge stammten sie aus Pommern und sollen bereits im späten 13. Jahrhundert in Nürnberg gelebt haben. Im Jahre 1286 wurde erstmals ein „Pomero“ in Nürnberg genannt; 1289 ein Ortlieb, Schwiegersohn des Pomero (eventuell ein Mitglied der Patrizierfamilie Ortlieb); 1302 und 1311 die Tochter eines Pomero. Es ist unklar, ob diese Personen der späteren Patrizierfamilie Pömer zuzurechnen sind.

Die Pömer betrieben Fernhandel und waren mit Mitgliedern bedeutender Patrizierfamilien wie zum Beispiel den Behaim, Haller, Kreß, Pfinzing und Tucher verehelicht.

Georg Pömer war 1395 als erstes Mitglied der Familie im Inneren Rat vertreten und wurde dadurch Mitglied des Nürnberger Patriziats. Hector Pömer, der bedeutendste Vertreter des Geschlechts, war Propst von St. Lorenz. 1522 berief er Andreas Osiander zum Prediger und beeinflusste damit maßgeblich die Reformation in Nürnberg. Heute erinnert im Nürnberger Stadtteil Großgründlach eine Straße an ihn.

1689 erwarb Georg Christoph Pömer durch die Heirat mit Maria Magdalena Stockammer (Stockamer) den namengebenden Herrensitz Diepoltsdorf. Die Pömer nannten sich seitdem „Pömer von Diepoltsdorf“. 1697 wurde der Namenszusatz als Adelstitel anerkannt. Georg Wilhelm Pömer musste den Herrensitz wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten bereits 1760 wieder verkaufen. Mit Georg Friedrich Wilhelm von Pömer von Diepoltsdorf starben die Pömer 1814 in männlicher Linie aus.

Ehemalige Besitzungen (Auszug)

Pömerepitaph in der Nürnberger Sebalduskirche (Ausschnitt mit Eintrag des letzten Namensträgers und dem – zum Zeichen des Erlöschens – auf den Kopf gestellten Wappen, 1814)
  • ????–1425 das Dorf Röckenhof
  • 1370–1514 den Herrensitz Röckenhof
  • ????–???? Grundbesitz in Kleingeschaidt
  • 1568–1579 das Baderschloss in Mögeldorf
  • 1611–1632 den Herrensitz Steinach (Fürth)
  • ????–???? Grundherrschaft Menschhof bei Kirchensittenbach
  • 1689–1760 den Herrensitz „Neue Behausung“ in Diepoltsdorf
  • 1695–1700 den Herrensitz Vogelsgarten in der Tullnau
  • 1716–1763 den „Kressenhof“ in Erlenstegen
  • 1748–1780 den „Pömerschen Sitz“ in Erlenstegen (1944 abgebrannt)
  • Weiherschloss Röckenhof (um 1680)
    Weiherschloss Röckenhof (um 1680)
  • „Kressenhof“, Erlenstegen
    „Kressenhof“, Erlenstegen

Stiftungen (Auszug)

  • Das Pömerepitaph in der Nürnberger Sebalduskirche aus dem 18. Jahrhundert hält die Lebensdaten mehrerer Generationen der Familie fest (im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt).
  • Das Pömerepitaph von Veit Stoß (1520) mit der Auferweckung des Lazarus, vormals an der Außenwand von St. Sebald, stark zerstört, Reste befinden sich heute im Germanischen Nationalmuseum.
  • Das Pömerfenster in der Sebalduskirche, zweites Seitenschiffjoch des Langhauses von Westen; gestiftet vom geadelten Ratsherrn Wolf II. Pömer († 1523).[1]

Familienmitglieder

  • Hector Pömer (1495–1541), Propst von St. Lorenz
  • Wolf Albrecht Pömer (?–?), um 1633 Pfleger der Festung Lichtenau
  • Georg Friedrich Wilhelm Pömer von Diepoltsdorf (1742–1814), letzter männlicher Vertreter des Geschlechts
  • Anna Pömer († 1449), links, mit ihrem Ehemann Marquard Mendel
    Anna Pömer († 1449), links, mit ihrem Ehemann Marquard Mendel
  • Hektor Poemer (1495–1541), Propst von St. Lorenz
    Hektor Poemer (1495–1541), Propst von St. Lorenz
  • Wolff Poemer (1498–1558), Schöffe
    Wolff Poemer (1498–1558), Schöffe
  • Bartholomäus Pömer von Diepoltsdorf (1533–1590), Richter
    Bartholomäus Pömer von Diepoltsdorf (1533–1590), Richter
  • Wolff Pömer (1536–1601), Richter und Losungsrat (von Virgil Solis)
    Wolff Pömer (1536–1601), Richter und Losungsrat (von Virgil Solis)
  • Georg Pömer (1540–1610), Pfleger zu Velden und Hauseck
    Georg Pömer (1540–1610), Pfleger zu Velden und Hauseck
  • Johann Jakob Pömer (1569–1627), Schöffe, Ratsherr, Hauptmann, Landpfleger
    Johann Jakob Pömer (1569–1627), Schöffe, Ratsherr, Hauptmann, Landpfleger
  • Georg Pömer (1588–1653), Stadtpräfekt von Altdorf
    Georg Pömer (1588–1653), Stadtpräfekt von Altdorf
  • Albert Pömer (1597–1654), Ratsherr
    Albert Pömer (1597–1654), Ratsherr
  • Johann Jacob Poemer (1614–1669), Ratsherr
    Johann Jacob Poemer (1614–1669), Ratsherr
  • Wolfgang Jakob Pömer d. J. (1615–1670), Ratsherr und Bürgermeister
    Wolfgang Jakob Pömer d. J. (1615–1670), Ratsherr und Bürgermeister
  • Georg Jakob Pömer (1620–1673), Ratsherr, Pfleger in Lauf
    Georg Jakob Pömer (1620–1673), Ratsherr, Pfleger in Lauf
  • Wolf Friedrich Pömer (1634–1695), Stadthauptmann
    Wolf Friedrich Pömer (1634–1695), Stadthauptmann
  • Georg Abraham Pömer, Pfleger der Mendelschen Zwölfbrüderstiftung (1654)
    Georg Abraham Pömer, Pfleger der Mendelschen Zwölfbrüderstiftung (1654)
  • Georg Gottlieb Pömer, Schaffer (1659)
    Georg Gottlieb Pömer, Schaffer (1659)
  • Regina Maria Pömer geb. Behaim (1646–1669), Ehefrau von Gabriel Pömer
    Regina Maria Pömer geb. Behaim (1646–1669), Ehefrau von Gabriel Pömer
  • Georg Paul Pömer, Pfleger der Landauer'schen Zwölfbrüderstiftung (1722)
    Georg Paul Pömer, Pfleger der Landauer'schen Zwölfbrüderstiftung (1722)

Wappen

Schrägrechts geteilt, oben von Rot und Silber vierfach geschrägt, unten schwarz.

  • Stein mit verschiedenen Allianzwappen der Pömer an der Sebalduskirche
    Stein mit verschiedenen Allianzwappen der Pömer an der Sebalduskirche
  • Grabstein des Heinrich Pömer, Sebalduskirche († 1494?)
    Grabstein des Heinrich Pömer, Sebalduskirche († 1494?)
  • Pömerepitaph in der Sebalduskirche
    Pömerepitaph in der Sebalduskirche
  • Schembartläufer mit Pömer-Wappen (16. Jhd.)
    Schembartläufer mit Pömer-Wappen (16. Jhd.)
  • Wappen des Georg Paul Pömer, Pfleger der Landauer'schen Zwölfbrüderstiftung (1722)
    Wappen des Georg Paul Pömer, Pfleger der Landauer'schen Zwölfbrüderstiftung (1722)
  • Epitaph für Johann Friedrich Pömer (1674–1745), Stadtkirche Hersbruck
    Epitaph für Johann Friedrich Pömer (1674–1745), Stadtkirche Hersbruck

Einzelnachweise

  1. Bernhard Peter, Gernot Ramsauer, Alex Hoffmann: Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1465, Pömer-Fenster in der Sebalduskirche.

Literatur

  • Christoph von Imhoff (Hrsg.): Berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten. Nürnberg: Hofmann, 1984, 425 S., ISBN 3-87191-088-0; 2., erg. u. erw. Auflage, 1989, 459 S.; Neuauflage: Edelmann GmbH Buchhandlung, Oktober 2000
  • Michael Diefenbacher: Pömer von Diepoltsdorf, Patrizierfamilie. In: Michael Diefenbacher, Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. 2., verbesserte Auflage. W. Tümmels Verlag, Nürnberg 2000, ISBN 3-921590-69-8 (online). 
  • Gerhard Friedrich Albrecht: Genealogischer Staats-Calender auf das Jahr MDCCLXXVI. Frankfurt/M. 1776, S. 287–292 (Volltext).

Siehe auch

Commons: Pömer von Diepoltsdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Das Wappen der Pömer