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Laddu

Laddus aus Bangladesch
Kokos-Laddus aus Indien

Ein Laddu ist eine traditionelle indische Süßspeise in kugeliger Form. Sie wird als „die vielleicht universellste und älteste der indischen Süßigkeiten“ bezeichnet.[1] Laddus sind ein fester Bestandteil der indischen Küche. Sie werden vor allem in Nordindien oft als Nachspeise oder zum Tee (chai) gereicht. In ganz Indien ist das Servieren von Laddus fester Bestandteil von Feierlichkeiten und religiösen Festen, insbesondere bei solchen, die mit der Hindu-Gottheit Ganesha in Verbindung gebracht werden.[1][2][3]

Laddus können aus verschiedenen Zutaten bestehen, so etwa aus in Butter geröstetem Kichererbsenmehl sowie Sesamsamen, Mandeln, Pinienkernen und Gewürzen. Auch aus geschnittenen Trockenfrüchten werden – vermengt mit verschiedenen Zuckerarten – kleine Kugeln geformt.

Bei archäologischen Ausgrabungen wurde festgestellt, dass in der Indus-Tal-Zivilisation um 2600 v. Chr. „Nahrungsbälle“ aus Hülsenfrüchten und Getreide wie Gerste, Weizen, Kichererbsen und Mungobohnen verzehrt wurden.[4][5]

In dem medizinischen Text Sushruta Samhita aus dem 3./ 4. Jahrhundert werden „ladduka“ als kleine Kugeln aus Jaggery, Erdnüssen und Sesamsamen beschrieben, die mit Honig überzogen sind. Diese Kugeln wurden als Antiseptikum und zur oralen Verabreichung von Medikamenten verwendet. Die erste urkundliche Erwähnung von Laddu als Süßspeise findet sich jedoch im Westindien-Kochbuch Lokopakara aus dem 11. Jahrhundert. Es enthält ein Rezept für die Herstellung von Laddus mit „shavige“ (Reisfadennudeln), Ghee und Zuckersirup, die zu Kugeln geformt und in Ghee gebraten werden. Das indische Kochbuch Nimatnama-i-Nasiruddin-Shahi aus dem 15. Jahrhundert enthält mehrere Rezepte für laddus, die mit Weißmehl, Trockenfrüchten, Rosenwasser, Kampfer und Moschus hergestellt werden.[1]

Besan' (Kichererbsenmehl) laddus

Besan Laddu ist die häufigste Variante. Für die Zubereitung wird Besan (Kichererbsenmehl) in heißem Ghee (Butterschmalz) gebraten. Anschließend werden Zucker und Kardamompulver untergemischt (es gibt grünen Kardamom und schwarzen Kardamom). Die Mischung wird zu Kugeln geformt, dann lässt man diese abkühlen und fest werden.[1][6]

Motichoor laddu

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Motichoor („zerdrückte Perlen“ in Hindi)[7] Dieser Laddu wird aus „boondi“ hergestellt. Das sind winzige frittierte Kugeln aus in Zuckersirup getränktem Kichererbsenteig.[1][8]

Thaggu ke laddu

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Thaggu ke („Betrüger“) laddu wird aus „khoa“ (Kondensmilch), Grieß und Weißzucker hergestellt und ist eine Spezialität aus Kanpur, Indien. Erfunden wurde es von Mattha Pandey, einem Anhänger von Mahatma Gandhi. Pandey hörte, wie Gandhi den weißen Zucker, der in Indien von den Briten eingeführt worden war, als „weißes Gift“ und krankmachend bezeichnete. Da sein Laddu mit weißem Zucker hergestellt wurde, nannte er es entsprechend.[1]

„Shahi“ (königlich) Laddu wird aus den Süßigkeiten „Peda“ und „Barfi“ hergestellt, die zu einer Paste gemahlen, mit Kardamom, Trockenfrüchten und Nüssen vermischt und zu Kugeln geformt werden. Es wird mit vark (essbare Folie) verziert.[1]

Kokosnuss laddu

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Es gibt mehrere Kokosnussladdu-Rezepte. Seine früheste Form „Narayl Nakru“ stammt aus der Zeit des Chola-Reiches. Dort war es eine Süßigkeit für Reisende und Krieger, welche als Glücksbringer für ihre Expeditionen mitgegeben wurde.[9]

Laddu mit Speisegummi

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In Indien werden diese traditionell an stillende Mütter gegeben, da sie die Milchproduktion fördern.[10][11] Diese Laddus werden in den Sprachen Marathi „dinkache ladoo“ und in Hindi „gond ka laddu“ genannt. Die Hauptzutat ist Gummiarabikum, das aus dem Babhul-Baum gewonnen wird. Weitere Zutaten sind Kokosnuss, Mandeln, Cashews, Datteln, Gewürze wie Muskat und Kardamom, Mohn, Ghee und Zucker.[12]

Bei einem alternativen Mehrkornrezept wird ein Teil des Gummis durch Körner und Hülsenfruchtmehle wie Besan, Urid, ragi (nachani in Marathi) und Weizen ersetzt.[13]

Viele Hindu-Tempel haben ihre eigenen Laddu-Versionen, die den Gottheiten geopfert und dann den Gläubigen als Prasad (geweihte Speise) serviert werden. Das „Besan-Laddu“, das im Venkateshwara-Tempel in Tirupati, Indien, serviert wird, wird als „das berühmteste Tempel-Laddu“ bezeichnet. Der Maa Tarini Tempel in Ghatgaon, Indien, serviert laddus aus Kokosnuss und „khoa“. Das spezielle Laddu im Subramaniya Swamy Tempel in Tiruchendur, Indien wird aus Fuchsschwanzhirse hergestellt.[1][14]

Reismehl laddus

Jede Region Indiens hat ihre eigene Version von Laddus. In Rajasthan werden Laddus aus Weizenmehl, in Maharashtra aus Sesamsamen, in Kerala aus Reismehl und in Andhra Pradesh aus Reisflocken hergestellt. Optionale Zutaten sind Kokosraspeln, geröstete Kichererbsen, Nüsse und Rosinen.[1]

Der Rekord-Laddu mit 29.465 kg

Der im Guinness-Buch der Rekorde aufgeführte größte einzelne Laddu wog 29.465 kg und wurde von PVVS Mallikharjuna Rao (Indien), in Tapeswaram, Andhra Pradesh, Indien, am 6. September 2016 erzielt.[15] Der Laddu wurde nach einem traditionellen Boondi-Rezept hergestellt. Zu den Zutaten gehörten Ghee, raffiniertes Öl, Cashewnüsse, Zucker, Mandeln, Kardamom und Wasser.

Für ein Ganesh-Festival in Andhra Pradesh, Indien, wurde im September 2012 ein Laddu mit einem Gewicht von 6.300 kg hergestellt. Es war das bisher größte geopferte Laddu.[16]

Eines der Attribute von Ganesha ist eine Schüssel mit Laddus, die hier nicht nur mythologische, sondern auch vielschichtige spirituelle und esoterische Bedeutung hat.

Commons: Laddu – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g h i The Bloomsbury Handbook of Indian Cuisine. Bloomsbury Publishing, 2023, ISBN 978-1-350-12865-1, S. 269–270 (englisch, google.com [abgerufen am 14. März 2023]).
  2. Sweet shops make hay in Diwali shine (Memento des Originals vom 21. April 2016 im Internet Archive) In: The New Indian Express, 31. Oktober 2013. Abgerufen am 17. Januar 2019 (englisch). 
  3. Sangeetha Devi Dundoo: As good as home In: The Hindu, 31. Oktober 2013. Abgerufen am 17. Januar 2019 (englisch). 
  4. Rajesh Agnihotri: Mikroskopische, biochemische und isotopische Untersuchungen von sieben Nahrungsbällen mit mehreren Nährstoffen aus der archäologischen Stätte Indus, Rajasthan (Indien). In: Journal of Archaeological Science: Reports. 37. Jahrgang, 1. Juni 2021, ISSN 2352-409X, S. 102917, doi:10.1016/j.jasrep.2021.102917, bibcode:2021JArSR..37j2917A (sciencedirect.com [abgerufen am 21. Juni 2021]).
  5. Mohita Tewari: Harappan people ate multigrain, high-protein 'laddoos': Studie In: The Times of India, 25. März 2021. Abgerufen am 21. Juni 2021 (englisch). 
  6. Lizzie Collingham: Curry : a tale of cooks and conquerors. Oxford University Press, Oxford 2007, ISBN 978-0-19-532001-5, S. 105 (englisch, google.com [abgerufen am 22. Dezember 2018]).
  7. Motichoor Laddu. Abgerufen am 28. März 2025.
  8. Michael Krondl: Sweet invention a history of dessert. 1st Auflage. Chicago Review Press, Chicago, Ill. 2011, ISBN 978-1-56976-952-2, S. 17 (englisch, google.com [abgerufen am 22. Dezember 2018]).
  9. Madhulika Dash: Food Story: The journey of ladoo from a medicine to the much-loved Indian sweet In: The New Indian Express, 16. Oktober 2004. Abgerufen am 26. September 2015 (englisch). 
  10. Kajale, Neha et al. "Effect of traditional food supplements on nutritional status of lactating mothers and growth of their infants." Nutrition 30.11 (2014): 1360-1365.
  11. Mayank Singh: Traditional Herbal Care of Human Health in Jaunpur (U.P.). In: Indian J. L. Sci. 1. Jahrgang, Nr. 2, 2012, S. 61–65 (englisch, ijls.in [PDF; abgerufen am 13. April 2016]).
  12. Dinkache ladoo, Gund ladoo, Gond Ladoo, Gond Ka Laddu.....Easy Recipes on CuisineCuisine.com. In: cuisinecuisine.com. Archiviert vom Original am 22. April 2016; abgerufen am 11. April 2016 (englisch).
  13. Naidu, Bhargavi G., Kirti J. Shirke, and Anuradha Shekhar. "Research Paper Open Access". (2012).
  14. Lizzie Collingham: Curry : a tale of cooks and conquerors. Oxford University Press, Oxford 2007, ISBN 978-0-19-532001-5, S. 105 (englisch, google.com [abgerufen am 22. Dezember 2018]).
  15. Worlds largest Laddu. Abgerufen am 28. März 2025 (englisch).
  16. 6.300 kg Tapeswaram laddu creates record (Memento des Originals vom 6. November 2013 im Internet Archive) In: The New Indian Express. Abgerufen am 27. September 2012 (englisch).