Charles-Joseph Sohier

Charles-Joseph-Balthazar Sohier (getauft 6. Januar 1728 in Lille; † 29. Juni 1759 ebenda) war ein französischer Geiger, Organist und Komponist.

Leben

Charles-Joseph Sohier war der Sohn von Jean-Baptiste Sohier und Marie-Joseph Hanot, der Schwester des Geigers François Hanot.[1] Im Dezember 1749 erhielt Sohier ein für 12 Jahre gültiges Privileg (privilège général) zur Veröffentlichung von Violinsonaten. Im März 1750, als er als erster Geiger des Concert de Lille tätig war, trat er in Paris zweimal mit großem Erfolg beim Concert Spirituel auf.[2] 1754 war er Musiker in Tournai und lebte in der Pfarre Notre-Dame de Tounai, wo er am 30. Dezember Marie-Anne-Joseph Mallez heiratete. In der Zeit vor seinem Tod wirkte Sohier als Organist an der Kirche St-Pierre in Lille. Auf den Titelblättern seiner gedruckten Noten trägt er den Beinamen l’aîné („der Ältere“) zur Unterscheidung von einem jüngeren Bruder, der zeitweise als Konzertmeister (premier dessus de violon) am Theater von Lille war und um 1786 starb.

Charakteristisch für Sohiers Solosonaten ist die ungewöhnliche asymmetrische Satzfolge langsam – schnell – schnell, während seine Streichersinfonien und Duosonaten dem üblicheren Schema schnell – langsam – schnell folgen. Sohiers Kompositionsweise wird als stilistisch konservativ und stark figuriert beschrieben, jedoch gefällig im melodischen Gestus; der Einsatz der Violintechnik erscheint als geschickt und kompetent.[3][4]

Werke

  • Six sonates à violon seul et basse continue. op. 1. Paris 1750.[5][6]
  • Simphonies à quatres parties. op. 2. Paris, ca. 1751.[7][8]
  • Six sonates à deux violons. op. 4. Paris, ca. 1752–54.[9]

Literatur

  • Barry S. Brook: La symphonie française dans la seconde moitié du XVIIIe siècle. Paris 1962; Band 1: Étude historique, eingeschränkte Vorschau/eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche; Band 2: Catalogue thématique et bibliographique, S. 662–666.
  • Marianne Danckwardt: Die langsame Einleitung, ihre Herkunft und ihr Bau bei Haydn und Mozart. Teil 1. Schneider, Tutzing 1977, ISBN 3-7952-0196-9, S. 271; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche.
  • Laurel Fay: Sohier, Charles-Joseph-Balthazar. In: Grove Music Online (englisch; Abonnement erforderlich).
  • Michelle Garnier-Panafieu: Sohier, Charles-Joseph-Balthazar. In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Personenteil, Band 15 (Schoof – Stranz). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 2006, ISBN 3-7618-1135-7 (Online-Ausgabe, für Vollzugriff Abonnement erforderlich)
  • Lionel de La Laurencie, Georges de Saint-Foix: Contribution à l’histoire de la symphonie française vers 1750. In: Année musicale. 1, 1911, S. 1–123, hier S. 77 f.; Digitalisat auf Gallica.
  • Lionel de La Laurencie: L'école française de violon de Lully à Viotti. Band 2. Paris 1922, S. 211–213; Textarchiv – Internet Archive.
  • Charles-Joseph Sohier (1728–1759) – Simphonia a quatre parties (1751) | Orchestre de Chambre Louis de Fromеnt; Louis de Fromеnt auf YouTube
  • Ch. J. Sohier bei Discogs

Einzelnachweise

  1. François Hanot 1697–1770 maître de danse et compositeur.
  2. Mercure de France, April 1750, S. 184 f.; Digitalisat in der Google-Buchsuche.
  3. Laurel Fay: Sohier, Charles-Joseph-Balthazar. In: Grove Music Online (englisch; Abonnement erforderlich).
  4. Michelle Garnier-Panafieu: Sohier, Charles-Joseph-Balthazar. In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Personenteil, Band 15 (Schoof – Stranz). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 2006, ISBN 3-7618-1135-7 (Online-Ausgabe, für Vollzugriff Abonnement erforderlich)
  5. RISM ID: 990060170
  6. Digitalisat auf Gallica
  7. RISM ID: 990060171
  8. Digitalisat auf Gallica
  9. RISM ID: 990060172
Normdaten (Person): VIAF: 250731772 | Wikipedia-Personensuche | Kein GND-Personendatensatz. Letzte Überprüfung: 10. September 2023.
Personendaten
NAME Sohier, Charles-Joseph
ALTERNATIVNAMEN Sohier, Charles-Joseph-Balthazar (vollständiger Name); Soyer, Charles-Joseph; Soyez, Charles-Joseph; Soyé, Charles-Joseph
KURZBESCHREIBUNG französischer Geiger, Organist und Komponist
GEBURTSDATUM getauft 6. Januar 1728
GEBURTSORT Lille
STERBEDATUM 29. Juni 1759
STERBEORT Lille