Carolina Caycedo

Carolina Caycedo (Porträtgemälde)

Carolina Caycedo (geboren 1978 in London) ist eine multimediale Künstlerin kolumbianischer Herkunft, die in Los Angeles lebt.

Leben

Carolina Caycedo ist Tochter kolumbianischer Eltern.[1] An der Universidad de los Andes in Bogotá absolvierte sie 1999 ein Studium der Schönen Künste. Ein weiteres Studium an der University of Southern California schloss sie 2012 als Master ab.[2] Seit jener Zeit ist ihr Wohnsitz in Los Angeles.[3] Sie unterhält weiterhin starke Bindungen zu Kolumbien und arbeitet dort. Darüber hinaus führt sie ein kosmopolitisches Leben, verbrachte in Oaxaca, Hamburg, Chile, Guatemala, Brasilien, Berlin und Medellín Zeit für künstlerische Projektarbeit.[4]

Bei der FAAP in São Paulo (2016), OXY ARTS in Los Angeles und Denniston Hill in New York City (2023) war sie jeweils Artist in Residence.[2]

Sie hat einen Sohn und eine Tochter.[5] Ihre Tochter brachte sie in Puerto Rico zur Welt.[4]

Werk

Charakteristik

Die Arbeiten von Carolina Caycedo umfassen Videos, Skulpturen, Installationen, Zeichnungen, Fotografien und Aktionen.[6] Sie beschäftigen sich mit der Umwelt, den Beziehungen der Menschen zu ihr, der Geschichte ihrer Ausbeutung und der sozialen Auseinandersetzungen, und der Gewalt, die manche Projekte nach sich ziehen.[7] Trotz ihres eigenen kosmopolitischen Daseins sind ihre Arbeiten weit von der Begrifflichkeit der Globalisierung entfernt, sondern haben einen ausgeprägt lokalen Bezug.[4] Viele ihrer Projekte erforschen das Leben an Flüssen und die historischen, kulturellen und politischen Folgen, die diese Lebensform mit sich bringt.[4]

Ausgewählte Arbeiten

Daytoday (2002–2009)

Daytoday behandelt die Zeit, in der sich Carolina Caycedo in Metropolen wie New York, London oder Wien aufhielt, ohne Geld zu haben. Sie lebte von einem Tag auf den nächsten, indem sie Dienste wie Haarschnitte oder Spanisch-Unterricht im Austausch gegen Essen oder einen Platz zum Übernachten anbot.[8]

Be Dammed (ab 2012)

Eine Reihe von Videos, Kunstbüchern und Installationen konzentriert sich auf die kolumbianischen Gemeinden rund um den Río Magdalena, die von Mineralabbau, dem Bau von Dämmen und der Privatisierung des Flusses betroffen sind.[7][9][10] Bis 2014 wurden 200.000 kolumbianische Einwohner aufgrund von Rohstoffabbau und Landprivatisierungen umgesiedelt. In ihrem Projekt untersuchte Carolina Caycedo die Folgen dieser Umsiedlungen.[11]

How to obtain a British passport (2013)

Das Video thematisiert teils real und teils fiktiv die Bemühungen von Carolina Caycedo und ihrem kolumbianischen Partner um eine standesamtliche Trauung.[12]

Cosmotarrayas (2016)

Cosmoterrayas entwickelte sich als Zweig ihres umfassenderen Projekts Be Dammed. Es besteht aus einer Serie von hängenden Skulpturen, die aus handgefertigten Fischernetzen und anderen Fundstücken bestehen.[13] Cosmotarraya setzt sich aus den Wörtern cosmos und atarraya (spanisch für Netz) zusammen. Jedes Cosmotarraya ist mit bestimmten Menschen, Flüssen, Traditionen und Kulturen verbunden, vom Kayapo-Volk in Pará im Norden Brasiliens bis zum Flussgeist Oshun der Yoruba. Ebenso ist jedes Netz mit einem individuellen Körper verbunden. Es ist von Hand mit einer Nadel gewebt, die so dick ist wie die Finger eines Fischers.[14]

Carolina Caycedo stellt das Fischernetz, als Werk des vernetzten Individuums, in einen symbolischen Gegensatz zum Damm, dem Werk eines Unternehmens:

“The dam is corporate-made, impenetrable, unmovable. It cuts the body of the river in two. It cuts the flow of the ecosystem. On the other side you have the fishing net, which is man-made, small-scale, porous, flexible, malleable. It lets the water through but catches the sustenance.”

„Der Damm ist das Werk eines Unternehmens, er ist undurchdringlich, unbeweglich. Er schneidet den Flusskörper entzwei. Er unterbricht das Fließen des Ökosystems. Auf der anderen Seite das Fischernetz, handgefertigt, kleinteilig, porös, flexibel und formbar. Es lässt das Wasser durch, hält aber die Nahrung zurück.“

To Drive Away Whiteness/Para alejar la blancura (2017)

Das Projekt war Bestandteil der Biennale Made in LA 2018 des Armand Hammer Museums of Art. Ähnlich wie bei Cosmoterrayas arbeitete Carolina Caycedo mit Skulpturen aus Fischernetzen, die sie wie Mobiles an die Decke des Museums hängte. Die Netze waren Geschenke von Freundinnen und Freunden und von Märkten an Flüssen in Lateinamerika, die sie besucht hatte. Plastikflaschen, gefüllt mit gefärbten Wasser, hingen in den Maschen, in ihrer billigen Anmutung kontrastierend zu der eleganten Architektur und Möblierung des Museumshofs.[16]

Apariciones/Apparitions (2018)

Das Tanz-Videoprojekt entstand in Zusammenarbeit mit The Huntington in San Marino, Kalifornien. Es versucht, die kulturellen Erfahrungen von People of Color und queeren Menschen an die Oberfläche zu befördern, die im Programm eines westlichen Museums nur unterschwellig präsent sind. Szenen, in denen die Darstellerinnen und Darsteller schweigend in die Kamera starren und sich glückselig in Netzstrümpfen winden, wechseln mit Szenen, in denen sie sich heftig schütteln, wie von übernatürlichen Kräften besessen. Ihre Bewegungen, manchmal fließend und manchmal angestrengt, erinnern an spirituelle Praktiken der Candomblé-Religion und der Flussgöttin Oshun. Diese Szenen sind vermischt mit Standbildern der Arbeit im Archiv von The Huntington.[17]

The Collapse of a Model (2019)

In einer Verbindung von tänzerischer Aktion, Bilddokumentation und Malerei setzt sich das Projekt mit verschiedenen Dammbrüchen auseinander, die in allen Teilen der Welt immer wieder auftreten und das Leben der Bevölkerung vor Ort erschüttern. Es untersucht die nationalen und internationalen Geldströme sowie die Unternehmens- und Regierungsinteressen, die hinter den Staudammprojekten stehen.[18][19]

Tierra de los amigos (2023)

Die Ausstellung umfasst in einer Art Restrospektive eine umfangreiche Sammlung von Carolina Caycedos Arbeiten zu sozialen Bewegungen und Gemeinschaften, die sich gegen den Bau von Energie-Infrastrukturen, insbesondere großer Wasserkraftprojekte, wenden. Der Kampf für Umweltgerechtigkeit bedinge, so die These der Ausstellung, eine Revision des modernen Denkens über Wasser als Ressource – eines Denkens, das zwischen Natur und Kultur trennt und folglich den Menschen von seiner Umwelt trennt. Diese wird als domestizierbar und ausbeutbar verstanden, was zu dem Ungleichgewicht des Klimawandels geführt habe.[6]

Museen und Sammlungen

Ihr Werk ist in vielen bedeutenden Museen und Sammlungen vertreten, darunter

Ausstellungen

Einzel- und Zwei-Personen-Ausstellungen (Auswahl)

Gruppenausstellungen (Auswahl)

  • Biennale von Venedig (2003)[23]
  • Whitney Biennial (2006)[24]
  • Triennale Poli/gráfica von San Juan (2009)[25]
  • Biennale von Pontevedra (2010)[26]
  • Berlin Biennale (2014)[27]
  • Biennale von São Paulo (2016)[28]
  • Los Angeles County Museum of Art (2017)[2]
  • Kunstmuseum Seoul (2017)[2]
  • Los Angeles County Museum of Art (2017)[29]
  • Les Recontres d'Arles (2017)[30]
  • Whitney Museum of American Art, New York City (2018)[2]
  • Biennale Made in LA des Armand Hammer Museum of Art (2018)[16]
  • Hamburger Bahnhof, Berlin (2018)[31]
  • Biennale für Architektur in Chicago (2019)[32]
  • Museo de Arte São Paulo (2019)[2]
  • Centre Pompidou, Paris (2019)[2]
  • OXY ARTS, Los Angeles (2020)[2]
  • Biennale von Havanna (2021)[33]
  • Serpentine Galleries, London (2022)[2]
  • The Clark, Williamstown (2023)[2]
  • 15th Sharjah Biennial (2023)[34]

Auszeichnungen

  • 2018 /five initiative des Vincent Price Art Museum in Monterey Park, und der Huntington Library, beide in Kalifornien.[12]
  • 2015 Preis für Visual Arts der Organisation Creative Capital.[35]
  • 2020 Borderlands Fellowship.[2]
  • 2021 Latinx Arts Fellowship der Mellon Foundation.[2]
  • 2023 Finalistin beim Preis Artes Mundi in Wales.[36]
  • 2023 United States Artists Fellowship.[2]
  • 2023 Soros Arts Fellowship.[37]
  • 2023–2024 Artist in Residence beim Getty Research Institute.[38]
Commons: Carolina Caycedo – Sammlung von Bildern
  • Website der Künstlerin. Abgerufen am 27. August 2024 (spanisch). 

Einzelnachweise

  1. Historias orales de resistencia ambiental. In: welcometolace.org. 2019, abgerufen am 4. Februar 2024 (spanisch). 
  2. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah ai aj ak al am Carolina Caycedo. In: Commonwealth and Council. 2023, abgerufen am 27. August 2024 (englisch). 
  3. Carolina Caycedo. In: hemisphericinstitute.org. Abgerufen am 4. Februar 2024 (spanisch). 
  4. a b c d e Bea Espejo: El arte combativo de Carolina Caycedo clama por el medio ambiente en el IVAM. In: El País. 24. August 2024, abgerufen am 25. August 2024 (spanisch). 
  5. Sofía Gómez: Los milagros en medio del desastre que ha sido la covid-19. In: El Tiempo. 20. November 2020, abgerufen am 4. Februar 2024 (spanisch). 
  6. a b c Carolina Caycedo. Tierra de los amigos. In: Artium Museoa. 2023, abgerufen am 25. August 2024 (spanisch). 
  7. a b Carolina Caycedo. In: Morris and Helen Belkin Art Gallery. Abgerufen am 13. März 2020 (englisch). 
  8. Carolina Caycedo. In: Instituto de Visión. Abgerufen am 13. März 2020 (spanisch). 
  9. Our rivers, ourselves: One artist's very personal take on the impact of dams. In: Los Angeles Times. 7. April 2019, archiviert vom Original am 7. April 2019; abgerufen am 4. Februar 2024. 
  10. Made in L.A. at the Hammer Museum Taps Into Local Talent. In: lamag.com. 7. April 2019, archiviert vom Original am 7. April 2019; abgerufen am 4. Februar 2024. 
  11. Carolina Caycedo: "We Need the River to be Free": Activists Fight the Privatization of Colombia's Longest River. In: Creative Time Reports. 17. März 2015, abgerufen am 13. März 2020 (englisch). 
  12. a b Carribean Fragoza: Artist Carolina Caycedo. In: The Huntington. 26. September 2018, abgerufen am 13. März 2020 (englisch). 
  13. Carolina Caycedo; Jeffrey De Blois: The River as a Common Good: Carolina Caycedo's Cosmotarrayas. In: Institute of Contemporary Art, Boston. 2020, abgerufen am 27. August 2024 (englisch). 
  14. Paul und Catherine Buttenwieser: Carolina Caycedo: Cosmotarrayas. In: Institute of Contemporary Art, Boston. 2020, abgerufen am 27. August 2024 (englisch). 
  15. Tess Thackara: Colombian Artist Seeks Justice for the Natural World. In: New York Times. 23. November 2019, abgerufen am 27. August 2024 (englisch). 
  16. a b Catherine Wagley: The Hammer's 'Made in LA' Avoids Common Biennial Pitfalls to Paint a Compelling Portrait of a Vibrant Art Community. In: artnet News. 11. Juni 2018, abgerufen am 13. März 2020 (englisch). 
  17. Carolina Caycedo: Apariciones/Apparitions. In: thetrustees.org. 2018, abgerufen am 27. August 2024 (englisch). 
  18. The Collapsing of a Model, Carolina Caycedo. In: Art Worx Toronto. 2021, abgerufen am 27. August 2024 (englisch). 
  19. Attachment to Land: Carolina Caycedo „The Collapse of A Model“ feat. Marina Magalhaes und Samad Guerra. In: Berliner Künstlerprogramm des DAAD. März 2019, abgerufen am 27. August 2024. 
  20. Carolina Caycedo. In: Whitney Museum of American Art. 7. April 2019, archiviert vom Original am 7. April 2019; abgerufen am 4. Februar 2024. 
  21. 2016 and 2017 AHAN: Studio Forum Acquisitions. In: Los Angeles County Museum of Arts. 7. April 2019, archiviert vom Original am 7. April 2019; abgerufen am 4. Februar 2024. 
  22. Prototypy 03: Carolina Caycedo i Zofia Rydet. Raport troski. In: Muzeum Sztuki w Łodzi. 2019, abgerufen am 26. August 2024 (polnisch). 
  23. Die Überlebensstruktur, 50. Biennale Venedig, 2003. In: universes-in-universe.de. 2003, abgerufen am 26. August 2024. 
  24. Carolina Caycedo. In: Whitney Biennial 2006. 2006, abgerufen am 26. August 2024 (englisch). 
  25. Adriana Herrera: Trienal Poli/Gráfica de San Juan. In: Artnexus. Juni 2009, abgerufen am 26. August 2024 (spanisch). 
  26. Caerlos Jiménez: Bienal de Pontevedra. In: Artnexus. September 2010, abgerufen am 26. August 2024 (spanisch). 
  27. Carolina Caycedo. 8. Berlin Biennale 2014. In: universes.art. 2014, abgerufen am 26. August 2024. 
  28. Carolina Caycedo - 32nd Bienal. In: 32bienal.org. 20. Dezember 2018, archiviert vom Original am 20. Dezember 2018; abgerufen am 4. Februar 2024. 
  29. Chi-Young Kim: The Making of A Universal History of Infamy. In: Los Angeles County Museum of Art. 17. August 2017, abgerufen am 26. August 2024 (englisch). 
  30. Les rencontres d'Arles (Hrsg.): Les recontres de la photographies. Arles April 2017, S. 12 (rencontres-arles.com [PDF]). 
  31. Frederic Jage-Bowler: Schau im Hamburger Bahnhof: Wir sind nur Werkzeug. In: Tagesspiegel. 27. November 2018, abgerufen am 26. August 2024. 
  32. Carolina Caycedo. Contributors. In: chicagoarchitecturebiennial.org. Abgerufen am 13. März 2020 (englisch). 
  33. Taylor Dafoe: The 14th Havana Biennial Has Opened to the Public—But the Show Has Taken a Backseat to the Protests Around It. In: Artnet. 9. Dezember 2021, abgerufen am 26. August 2024 (englisch). 
  34. Sharjah Biennial 15: Thinking Historically in the Present. In: Sharjah Art Foundation. 2023, abgerufen am 26. August 2024 (englisch). 
  35. Announcing the 2015 Creative Capital Artists: $4,370,000 Awarded to 46 Moving Image and Visual Arts Projects. In: Creative Capital. 7. Januar 2015, abgerufen am 27. August 2024 (englisch). 
  36. Artium Museoa presenta la exposición 'Tierra de los amigos', de Carolina Caycedo. In: Artium Museoa. 6. Oktober 2023, abgerufen am 4. Februar 2024 (spanisch). 
  37. Soros Arts Fellowship. In: Open Society Foundations. Abgerufen am 4. Februar 2024 (englisch). 
  38. Getty Announces 2023/2024 Artist in Residence. In: getty.edu. 15. August 2023, abgerufen am 4. Februar 2024 (englisch). 
Normdaten (Person): GND: 123931967 (lobid, OGND, AKS) | LCCN: no2015067245 | VIAF: 96588902 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Caycedo, Carolina
KURZBESCHREIBUNG kolumbianische multimediale Künstlerin mit Wohnsitz in den USA
GEBURTSDATUM 1978
GEBURTSORT London