CCI Luhmühlen
Der CCI Luhmühlen ist eine internationale Turnierveranstaltung in Luhmühlen. Sie zählt als CCI 5*-L zu den wichtigsten Turnieren im Vielseitigkeitsreiten.
Das Turnier
Jedes Jahr, Mitte Juni, findet in Luhmühlen ein internationales Vielseitigkeits-Reitturnier statt. Die Hauptprüfung dieses Turniers ist als CCI 5*-L (bis 2018 als CCI 4* bezeichnet) ausgeschrieben und ist somit neben dem Turnier in Pau (Frankreich) das einzige Turnier auf dem europäischen Festland, das in dieser höchsten Kategorie für Vielseitigkeitsturniere ausgetragen wird.
Das Preisgeld beim Fünf-Sterne-Wettbewerb beträgt 100.000 €.[1] Die Prüfung war Teil der von 2008 bis 2017 ausgerichteten FEI Classics.
Neben dem Fünf-Sterne-Wettbewerb ist außerdem ein CCI 4*-S (bis 2018 als CIC 3* bezeichnet), die „Meßmer Trophy“, ausgeschrieben. Dieser stand ursprünglich im Zeichen der Nachwuchspferde und Nachwuchsreiter. Als regelmäßiger Rahmen für die Deutschen Meisterschaften gehen inzwischen die besten deutschen Paare häufig hier statt im CCI 5*-L an den Start.[2] Die Meßmer Trophy ist mit 20.000 € dotiert.[3]
Geschichte
Am 26./27. Mai 1923 wurde beim austragenden Verein, dem Pferdezucht- und Reitverein Luhmühlen, das erste Vereinsturnier durchgeführt. 1931 wurde eine 400 Sitze fassende Tribüne gebaut. Diese wurde 1992 wiederum durch eine neue, moderne Tribüne ersetzt.[4]
Schließlich folgte nach dem Zweiten Weltkrieg der Aufstieg Luhmühlens als Veranstaltungsort. Es begann 1956 mit der Stubbendorf-Vielseitigkeitsprüfung; 1958 kam die Olympiavorbereitung der Military (veraltete Bezeichnung für die Vielseitigkeitsreiterei) hinzu. Damit war der Weg für das Aufsteigen zu einem international bedeutsamen Vielseitigkeitsturnier geebnet, der seither den Ort prägt.
Zwischen den Turnieren 2010 und 2011 erfolgte im Vorfeld der Europameisterschaften auf dem Gelände ein weitgehender Umbau im Bereich des Turnierplatzes. Neben weitgehendem Neubau der Tribüne entstanden befestigte Parkplätze, befestigte Plätze für Stallungen, ein neuer Eingangsbereich und ein Mehrzweckgebäude für Meldestelle, Pressezentrum und Richterturm. Anstelle der bisherigen Rasen-Turnier- und Vorbereitungsplätze entstehen ein Sandplatz für die Springprüfung, zwei Sandplätze für die Dressur und zwei Abreiteplätze. Geplant war zudem, den neuen Turnierplatz auch für weitere, auch nicht reitsportliche Veranstaltungen zu nutzen.[5]
Im Jahr 2011 wurden in Luhmühlen die Europameisterschaften der Vielseitigkeitsreiter ausgetragen. Damit fanden zum fünften Mal nach 1975, 1979, 1987 und 1999 Europameisterschaften in Luhmühlen statt. Insgesamt wurde hier zum dreißigsten Mal seit 1953 um europäische Titel in der Einzel- und Mannschaftswertung geritten.[6]
Der Tod Benjamin Winters durch die Folgen eines Sturzes und des von Tom Crisp gerittenen Pferdes Liberal durch einen Aortenabriss überschattete das Turnier des Jahres 2014. Auf Wunsch der Mutter Winters, dem sich die Reiter anschlossen, wurde das Turnier zwar fortgesetzt, auf die im Rahmen des CIC 3* vorgesehene Vergabe des deutschen Meistertitels wurde jedoch verzichtet. Stattdessen wurde der Turniersonntag als stille Veranstaltung, ohne Musik, mit Flaggen auf halbmast sowie mit einer Trauerzeremonie und einer Schweigeminute ausgetragen.[7][8]
Von 2005 bis 2016 gestaltete Mark Phillips jeweils den Geländeparcours von Luhmühlen. Zum 60. Turnierjubiläum im Jahr 2017 übernahm der Brite Mike Etherington-Smith die Aufgabe als Parcoursbauer. Etherington-Smith war bereits mehrfach für die Geländekurse von Olympischen Spielen verantwortlich.[9]
Die für Juni 2020 vorgesehene Austragung der Luhmühlener Vielseitigkeit entfiel im Zuge der COVID-19-Pandemie. Die CCI 4*-S-Prüfung mit den deutschen Meisterschaften wurde Anfang Oktober 2020 nachgeholt.
Sieger
Nationale Prüfungen von 1958 bis 1973
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In den Jahren 1962, 1963, 1965, 1966, 1967, 1969, 1970 und 1973 fand im Rahmen der Prüfung jeweils auch die Deutsche Meisterschaft statt.
Internationale Prüfungen von 1975 bis 2003
- 1975: Vereinigtes Konigreich Lucinda Prior-Palmer mit Be Fair (Europameisterschaft 1975)
- 1976: Deutschland Wolf Freise mit Taranga
- 1977: Deutschland Horst Karsten mit Sioux (zugleich Deutscher Meister)
- 1978: Deutschland Otto Ammermann mit Volturno (zugleich Deutscher Meister)
- 1979: Danemark Nils Haagensen mit Monaco (Europameisterschaft 1979)
- 1980: Vereinigte Staaten John Michael Plumb mit Better and Better
- 1981: Deutschland Horst Karsten mit Takar (zugleich Deutscher Meister)
- 1982: Vereinigtes Konigreich Lucinda Green mit Be Fair (Weltmeisterschaft 1982)
- 1983: Deutschland Claus Erhorn mit Fair Lady (zugleich Deutscher Meister)
- 1984: Vereinigtes Konigreich Lorna Clarke mit Glentrool
- 1986: Neuseeland Mark Todd mit Charisma
- 1987: Vereinigtes Konigreich Virginia Holgate-Leng mit Nightcap (Europameisterschaft 1987)
- 1989: Vereinigtes Konigreich Robert Lemieux mit Bally Murphy (Deutscher Meister: Deutschland Hans-Friedrich Nagel mit Slainey Time)
- 1990: Deutschland Reinhold Autmaring mit Aline
- 1991: Vereinigtes Konigreich Pippa Nolan mit Sir Barnaby (Deutscher Meister: Deutschland Matthias Baumann mit Alabaster)
- 1992: Schweden Peder Fredericson mit Hilly Trip (Deutscher Meister: Deutschland Matthias Baumann mit Alabaster)
- 1993: Deutschland Marina Loheit mit Sundance Kid (zugleich Deutsche Meisterin)
- 1994: Finnland Piia Pantsu mit Cyna
- 1995: Finnland Piia Pantsu mit Cyna (Deutsche Meisterin: Deutschland Edith Beine mit Timothy)
- 1996: Australien Andrew Hoy mit Gershwin (Deutscher Meister: Deutschland Bodo Battenberg mit Sam the Man)
- 1997: Neuseeland Blyth Tait mit Aspyring (Deutscher Meister: Deutschland Bodo Battenberg mit Sam the Man)
- 1998: Deutschland Inken Johannsen mit Brilliante (zugleich Deutsche Meisterin)
- 1999: Vereinigtes Konigreich Pippa Funnell mit Supreme Rock (Europameisterschaft 1999)
- 2000: Deutschland Edith Beine mit Pa’s Hope (Deutsches Nationenpreisturnier)
- 2001: Finnland Piia Pantsu mit Karuso (Deutsche Meisterin: Deutschland Ingrid Klimke mit Robinson’s Concord)
- 2002: Australien Andrew Hoy mit Moon Fleet (Deutsche Meisterin: Deutschland Bettina Hoy mit Ringwood Cockatoo)
- 2003: Vereinigtes Konigreich William Fox-Pitt mit Tom Cruise (Deutscher Meister: Deutschland Frank Ostholt mit Air Jordan)[10]
Internationale Prüfungen seit 2004
Jahr | Sieger CIC*** (2004) / CCI**** (2005–2018) / CCI 5*-L (ab 2019)[10] | Sieger CIC** (bis 2007) / CIC*** (2008–2018) / CCI 4*-S (ab 2019)[10] |
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2004 | Australien Andrew Hoy mit Mr. Pracatan[Anm. 1] | Deutschland Marc Fiege mit Armani |
2005 | Deutschland Bettina Hoy mit Ringwood Cockatoo | Deutschland Kai Rüder mit Sundancer |
2006 | Deutschland Frank Ostholt mit Air Jordan | Deutschland Ingrid Klimke mit FRH Butts Abraxxas |
2007 | Vereinigtes Konigreich Ruth Edge mit Two Thyme | Deutschland Julia Mestern mit Schorsch |
2008 | Vereinigtes Konigreich William Fox-Pitt mit Macchiato | Deutschland Bettina Hoy mit Ringwood Cockatoo |
2009 | Deutschland Michael Jung mit Sam FBW | Deutschland Ingrid Klimke mit FRH Butts Abraxxas |
2010 | Vereinigtes Konigreich Sharon Hunt mit Tankers Town | Deutschland Simone Deitermann mit Flambeau H |
2011 | Deutschland Andreas Dibowski mit Butts Leon | Deutschland Andreas Ostholt mit Franco Jeas[Anm. 2] |
2012 | Deutschland Michael Jung mit Leopin | Deutschland Michael Jung mit River of Joy[Anm. 2] |
2013 | Neuseeland Andrew Nicholson mit Mr Cruise Control | Deutschland Michael Jung mit Halunke FBW |
2014 | Neuseeland Tim Price mit Wesko | Australien Andrew Hoy mit Cheeky Calimbo |
2015 | Deutschland Ingrid Klimke mit FRH Escada | Deutschland Andreas Ostholt mit So is Et[Anm. 2] |
2016 | Deutschland Andreas Dibowski mit It's Me xx | Deutschland Sandra Auffarth mit Opgun Louvo[Anm. 2] |
2017 | Deutschland Julia Krajewski mit Samourai du Thot | Deutschland Bettina Hoy mit Seigneur Medicott[Anm. 2] |
2018 | Neuseeland Jonelle Price mit Faerie Dianimo | Deutschland Julia Krajewski mit Samourai du Thot[Anm. 2] |
2019 | Neuseeland Tim Price mit Ascona M | Deutschland Julia Krajewski mit Samourai du Thot[Anm. 2] |
2020 | – | Deutschland Ingrid Klimke mit Asha P[Anm. 2] |
2021 | Vereinigtes Konigreich Mollie Summerland mit Charly van ter Heiden | Deutschland Michael Jung mit fischerChipmunk FRH[Anm. 2] |
2022 | Schweiz Felix Vogg mit Colero | Deutschland Michael Jung mit Highlighter[Anm. 2] |
2023 | Vereinigtes Konigreich Laura Collett mit London 52 | Deutschland Julia Krajewski mit Ero de Cantraie[Anm. 2] |
2024 | Belgien Lara de Liederkerke-Meier mit Hooney d'Arville | Vereinigtes Konigreich Yasmin Ingham mit Banzai du Loir |
Anmerkungen:
- ↑ 2004 als Weltcup-Qualifikation ausgeschrieben
- ↑ a b c d e f g h i j k damit zugleich Deutscher Meister
Weblinks
- Internetpräsenz des Reitturniers
- Siegerliste seit 1958
Einzelnachweise
- ↑ CCI 4* Luhmühlen 2018 im Turnierkalender der FEI
- ↑ Ergebnis CCI 4*-S Luhmühlen 2019
- ↑ CIC 3* Luhmühlen 2018 im Turnierkalender der FEI
- ↑ Kleine Geschichte des Reit- und Fahrvereins Luhmühlen (Memento vom 19. April 2007 im Internet Archive)
- ↑ "Millionen-Investitionen machen Luhmühlen fit für die Zukunft", Turnierzeitung CCI/CIC Luhmühlen 2010
- ↑ Europameisterschaft 2011 Luhmühlen (Memento vom 23. September 2010 im Internet Archive)
- ↑ Traurige Siegerehrung in Luhmühlen (Memento des Originals vom 18. Juni 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.pferd-aktuell.de, Pressemeldung der Deutschen Reiterlichen Vereinigung, 15. Juni 2014
- ↑ Pressemitteilung zum Tod Ben Winters – Statements und Plan für weiteres Turnier, 14. Juni 2014
- ↑ Mike Etherington-Smith neuer Parcoursbauer in Luhmühlen, St. Georg, 26. Mai 2016
- ↑ a b c d Die Sieger (Memento des Originals vom 10. August 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/tgl.luhmuehlen.de, tgl.luhmuehlen.de, abgerufen am 18. Juni 2017