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Boothit

Boothit
Körniges Aggregat aus hellblauen Boothit-Kristallen, überwachsen mit hellbraunem Arseniosiderit aus dem Kupfer-Becken, Lander County, Nevada (Gesamtgröße: 8,8 cm × 6,1 cm × 4,3 cm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Boo[1]

Andere Namen

Kupfersulfatheptahydrat[2]

Chemische Formel Cu[SO4]·7H2O[3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfate (Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate und Wolframate)
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VI/C.03c
VI/C.06-040

7.CB.35
29.06.10.02
Ähnliche Minerale Chalkanthit
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m
Raumgruppe P21/c (Nr. 14)Vorlage:Raumgruppe/14
Gitterparameter a = 14,190(10) Å; b = 6,537(2) Å; c = 10,825(6) Å
β = 106,02(5)°°[4]
Formeleinheiten Z = 4[4]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 2 bis 2,5[5]
Dichte (g/cm3) gemessen: 1,94[5]
Spaltbarkeit unvollkommen nach {001}[5]
Bruch; Tenazität uneben; spröde
Farbe hellblau
Strichfarbe hellblau[6]
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz Glasglanz, Seiden- bis Perlmuttglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,470[7]
nβ = 1,480[7]
nγ = 1,490[7]
Doppelbrechung δ = 0,020[7]
Optischer Charakter zweiachsig negativ

Boothit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfate (und Verwandte, siehe Klassifikation“ mit der chemischen Zusammensetzung Cu[SO4]·7H2O[3] und ist damit chemisch gesehen ein wasserhaltiges Kupfer(II)-sulfat, genauer dessen Heptahydrat.

Boothit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem, entwickelt aber nur selten gut ausgebildete Kristalle. Meist findet er sich in Form derber Massen mit körnig-kristalliner bis faseriger Struktur. Das Mineral ist durchsichtig bis durchscheinend und von blauer Farbe, die allerdings heller ist, als die von Chalkanthit. Auch die Strichfarbe von Boothit ist hellblau. Kristalline Oberflächen zeigen einen glasähnlichen Glanz, faserige Aggregate dagegen eher Seiden- bis Perlmuttglanz.

Etymologie und Geschichte

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Erstmals entdeckt wurde Boothit der Grube Alma auf der Kupfer, Gold und Silber führenden Sulfid-Lagerstätte Leona Heights im Alameda County des US-Bundesstaates Kalifornien.[8] Die Erstbeschreibung erfolgte 1903 durch Waldemar Theodore Schaller, der das Mineral nach dem Chemiker Edward Booth (1857–1917) benannte.

Typmaterial für Boothit ist nicht definiert.[5]

In der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Boothit zur Mineralklasse der „Sulfate, Chromate, Molybdate, Wolframate“ und dort zur Abteilung „Wasserhaltige Sulfate ohne fremde Anionen“, wo er gemeinsam mit Bieberit, Mallardit, Melanterit und Zinkmelanterit in der „Melanterit-Reihe“ mit der Systemnummer VI/C.03c steht.

In der zuletzt 2018 überarbeiteten Lapis-Systematik nach Stefan Weiß, die formal auf der alten Systematik von Karl Hugo Strunz in der 8. Auflage basiert, erhielt das Mineral die System- und Mineralnummer VI/C.06-040. Dies entspricht der Klasse der „Sulfate, Chromate, Molybdate und Wolframate“ und dort der Abteilung „Wasserhaltige Sulfate, ohne fremde Anionen“, wo Boothit zusammen mit Alpersit, Bieberit, Mallardit, Melanterit und Zinkmelanterit die „Melanteritgruppe“ mit der Systemnummer VI/C.06 bildet.[9]

Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[10] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Boothit in die Klasse der „Sulfate (Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate und Wolframate)“ und dort in die Abteilung „Sulfate (Selenate usw.) ohne zusätzliche Anionen, mit H2O“ ein. Hier ist das Mineral in der Unterabteilung „Mit ausschließlich mittelgroßen Kationen“ zu finden, wo es zusammen mit Alpersit, Bieberit, Mallardit, Melanterit und Zinkmelanterit die „Melanteritgruppe“ mit der Systemnummer 7.CB.35 bildet.

In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana hat Boothit die System- und Mineralnummer 29.06.10.02. Das entspricht der Klasse der „Sulfate, Chromate und Molybdate“ und dort der Abteilung „Wasserhaltige Säuren und Sulfate“. Hier findet er sich innerhalb der Unterabteilung „Wasserhaltige Säuren und Sulfate mit AXO4 × x(H2O)“ in der „Melanteritgruppe (Heptahydrate, monoklin: P21/c)“, in der auch Melanterit, Zinkmelanterit, Bieberit, Mallardit und Alpersit eingeordnet sind.

In der idealisierten, theoretischen Zusammensetzung Cu[SO4]·7H2O enthält Boothit 27,84 % CuO., 28,02 % SO3 und 44,14 % H2O.[5] Analysen von Proben aus der Typlokalität Grube Alma im Alameda County sowie aus dem westlich gelegenen Campo Seco im Calaveras County wiesen jedoch geringe Fremdbeimengungen an Eisen und Magnesium auf.[11] Neuere Analysen von Proben aus den Kupfergruben bei Burraga im australischen Bundesstaat New South Wales enthielten zudem Beimengungen von Zink, Mangan und Cobalt, so dass die neu definierte empirische Formel 2004 mit (Cu0.860Mg0.072Zn0.055Mn0.0l0Co0.003)Σ1.000SO4·7H2O angegeben wurde.[4]

Kristallstruktur

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Boothit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P21/c (Raumgruppen-Nr. 14)Vorlage:Raumgruppe/14 mit den Gitterparametern a = 14,190(10) Å; b = 6,537(2) Å; c = 10,825(6) Å und β = 106,02(5)° sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Boothit ist wie die meisten Sulfate wasserlöslich.[5]

An der Luft verliert Boothit mit der Zeit sein Kristallwasser und geht schließlich in das geringer wasserhaltige Mineral Chalkanthit über.[5] Die Dehydratisierung kann beschleunigt werden, wenn das Mineral auf über 105 °C erhitzt wird.[11]

Modifikationen und Varietäten

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Grünlichblauer Cupromagnesit vom Monte Somma, Italien (Größe: 2,0 cm × 2,0 cm × 2,0 cm)

Boothit-Varietäten mit einem relevanten Anteil an Magnesium (etwa 0,57 %[6]) beziehungsweise Zink (etwa 7,49 %[6]) werden auch als Mg-Boothit und Zn-Boothit bezeichnet.[12]

Magnesiumhaltiger Boothit ist auch unter der Bezeichnung Cupromagnesit bekannt.[9]

Bildung und Fundorte

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Boothit bildet sich als wenig beständiges Verwitterungsprodukt aus Chalkopyrit bei etwa 0 °C.[5][2] Als Begleitminerale fanden sich an seiner Typlokalität Grube Alma, neben Chalkopyrit unter anderem noch Chalkanthit, Melanterit und dessen Varietät Pisanit.[5]

Neben den Gruben Alma und Leona in der Lagerstätte Leona Heights nahe Oakland im Alameda County sowie bei Campo Seco im Calaveras County, bei Baker im San Bernardino County und auf der Tunnel Ranch im Santa Barbara County in Kalifornien trat das Mineral in den Vereinigten Staaten noch bei Bisbee (Conchise County), im Laurel Canyon (Graham County) und bei Mayer (Yavapai County) in Arizona; bei Butte in Montana; im Kupfer-Becken des Lander Countys in Nevada und in der Uran-Kupfer-Lagerstätte Deer Flat im White Canyon (San Juan County) in Utah auf.

Des Weiteren fand sich das Mineral in Australien neben den Kupfergruben bei Burraga (New South Wales) noch in der Kupfer-, Gold- und Silber-Grube Prince Lyell bei Queenstown auf der Insel Tasmanien.

In Europa konnte Boothit bisher nur in einer Eisen-Grube in der Gemeinde Sain-Bel und in einem Kupferbergwerk bei Chessy in der französischen Region Auvergne-Rhône-Alpes sowie am Vesuv in der Region Kampanien und in der Grotta del Vetriolo nahe dem Kurort Levico Terme im Trentino in Italien gefunden werden. Die in anderen Quellen erwähnten Fundorte Evje (Grube Flåt) und Kvinnherad (Grube Hatlestrand) in Norwegen sind falsch beziehungsweise wurden bisher nicht bestätigt.

An weltweiten Fundorten sind ansonsten nur noch die Mina Salvadora bei Calama in der chilenischen Región de Antofagasta sowie der Vulkan Tolbatschik auf der Kamtschatka-Halbinsel im Fernen Osten Russlands bekannt.[13]

  • Waldemar T. Schaller: Minerals from Leona Heights, Alameda Co., California. In: University of California Publications. Bulletin of the Department of Geology. Band 3, 1903, S. 191–217.
  • F. W. Clarker, W. F. Hillebrand, F. L. Ransome, S. L. Penfield, Waldemar Lindgren, George Steiger, W. T. Schaller: Geological Survey Bulletin. Band 262. U.S. Department of the Interior, Geological Survey, Washington, D.C. 1905, S. 122–123 (usgs.gov [PDF; 8,7 MB; abgerufen am 15. April 2018]). (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
  • C. Doelter, H. Leitmeier (Hrsg.): Handbuch der Mineralchemie. Sulfate, Chrom, Molybdän, Wolfram, Uran, Haloidsalze und Salzlagerstätten. 4, zweiter Teil. Springer, Berlin, Heidelberg 1929, S. 288–290 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Commons: Boothite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  2. a b Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 607 (Erstausgabe: 1891).
  3. a b c Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 384.
  4. a b Peter Leverett, Adam R. McKinnon, Peter A. Williams: New data for boothite, CuSO4·7H2O, from Burranga, New South Wales. In: Australian Journal of Mineralogy. Band 10, Nr. 1, Juni 2004, S. 3–6 (Abstract bei researchdirect [abgerufen am 15. April 2018]).
  5. a b c d e f g h i Boothite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 63 kB; abgerufen am 9. April 2018]).
  6. a b c Webmineral – Boothite
  7. a b c d Mindat – Boothite
  8. Typlokalität-Beschreibung Alma Mine beim Mineralienatlas und bei Mindat
  9. a b Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  10. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom Original am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
  11. a b C. Doelter, H. Leitmeier (Hrsg.): Handbuch der Mineralchemie. Sulfate, Chrom, Molybdän, Wolfram, Uran, Haloidsalze und Salzlagerstätten. 4, zweiter Teil. Springer, Berlin, Heidelberg 1929, S. 288–290 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  12. Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S. 679.
  13. Fundortliste für Boothit beim Mineralienatlas und bei Mindat