Bitikleit

Bitikleit
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

2009-052[1]

IMA-Symbol

Bkl[2]

Andere Namen

Bitikleit-(SnAl)

Chemische Formel Ca3SbSnAl3O12[3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Oxide und Hydroxide
System-Nummer nach
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)

IV/A.07-050[4]
Kristallographische Daten
Kristallsystem kubisch
Kristallklasse; Symbol hexakisoktaedrisch; 4/m32/m
Raumgruppe Ia3d (Nr. 230)Vorlage:Raumgruppe/230[3]
Gitterparameter a = 12,5240 Å[3]
Formeleinheiten Z = 8[3]
Häufige Kristallflächen Deltoidalikositetraeder {211}[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte Bitte ergänzen!
Dichte (g/cm3) berechnet: 4,505[3]
Spaltbarkeit Bitte ergänzen!
Farbe farblos bis hellgelb[3]
Strichfarbe weiß[3]
Transparenz Bitte ergänzen!
Glanz Glasglanz[3]
Radioaktivität sehr schwach durch Spuren von Uran und Thorium
Kristalloptik
Brechungsindex n = 1,851 (berechnet)[3]

Das Mineral Bitikleit ist ein sehr seltenes Oxid aus der Obergruppe der Granate mit der Endgliedzusammensetzung Ca3SbSnAl3O12. Es kristallisiert im kubischen Kristallsystem mit der Struktur von Granat. Die Kristalle sind maximal 50 μm groß und zoniert mit Kimzeyit-reichen Kernen.[3]

Bitikleit ist bislang nur in seiner Typlokalität nachgewiesen worden, einem Kalksilikat-Xenolithen aus einem Ignimbrit von Berg Lakargi, Chegem Caldera in der nordkaukasischen Republik Kabardino-Balkarien in Russland.[5]

Etymologie und Geschichte

Bereits in den 1970er Jahren wurden Sn-Granate, darunter Ca3Sb5+Sn4+Fe3+3O12 (Dzhuluit), das Fe-Analog von Bitikleit, synthetisiert und untersucht.[6]

In der Natur wurde Bitikleit-(SnAl) von Irina O. Galuskina und Mitarbeitern beschrieben und im Jahr 2009 von der International Mineralogical Association (IMA) als neues Mineral anerkannt. Benannt wurde es nach der unweit der Fundstelle gelegenen historischen Festungsanlage Bitikle.[3] Bei der Neuordnung der Granat-Supergruppe wurde das Mineral 2013 umbenannt in Bitikleit.[7]

Klassifikation

Die aktuelle Klassifikation der International Mineralogical Association (IMA) zählt den Bitikleit zur Granat-Obergruppe, wo er zusammen mit Dzhuluit, Usturit und Elbrusit die Bitikleit-Gruppe mit 9 positiven Ladungen auf der tetraedrisch koordinierten Gitterposition bildet.[7]

Die seit 2001 gültige 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik führt den Bitikleit nicht auf. Obwohl Bitikleit kein Silikat ist, würde es, ebenso wie Katoit, wegen seiner Bildung von Mischkristallen mit Silikatgranaten in die Granatgruppe mit der Ordnungsnummer 9.AD.25 in der Klasse der „Silikate und Germanate“, Abteilung A (Inselsilikate), Unterabteilung „D. Inselsilikate ohne weitere Anionen; Kationen in oktaedrischer [6] und gewöhnlich größerer Koordination“, eingeordnet werden.[3]

Da der Bitikleit erst 2009 als eigenständiges Mineral anerkannt wurde, ist er in der zuletzt 1977 überarbeiteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz noch nicht verzeichnet.

In der zuletzt 2018 überarbeiteten Lapis-Systematik nach Stefan Weiß, die formal auf der alten Systematik von Karl Hugo Strunz in der 8. Auflage basiert, erhielt das Mineral die System- und Mineralnummer IV/A.07-050. Dies entspricht der Klasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort der Abteilung „Oxide mit Verhältnis Metall: Sauerstoff = 1:1 und 2:1 (M2O, MO)“, wo Bitikleit zusammen mit Brownmillerit, Srebrodolskit, Shulamitit, Tululit, Fluormayenit, Chlormayenit, Fluorkyuygenit, Chlorkyuygenit, Dzhuluit, Usturit und Elbrusit die unbenannte Gruppe mit der Systemnummer IV/A.7 bildet.[4]

Chemismus

Bitikleit ist das Al-Analog von Dzhuluit und bildet komplexe Mischkristalle vor allem mit Toturit und Dzhuluit. Die Kristalle sind häufig zoniert mit Kimzeyit- reichen Kern. Die empirische Zusammensetzung aus der Typlokalität ist [X](Ca3,029Mn2+0,003Sr0,001)[Y](Sb5+1,075Sn4+0,740Ti4+0,095Mg0,037Zr4+0,015Nb5+0,004 Cr3+0,002U6+0,001)[Z](Al1,530Fe3+1,206 Ti4+0,128 Fe2+0,104 Si0,031V5+0,001). Dies kann als Mischkristall folgender z. T. hypothetischer Endglieder ausgedrückt werden: 51 % Bitikleit (Ca3Sb5+Sn4+Al3+3O12) mit 23 % Dzhuluit (Ca3Sb5+Sn4+Fe3+3O12) entsprechend der Austauschreaktion

  • [Z]Al3+ = [Z]Fe3+,

9 % Bitikleit-(TiFe) (Ca3Sb5+Ti4+Fe3+3O12) entsprechend der Austauschreaktion

  • [Y]Sn4+ + [Z]Al3+ = [Y]Ti4+ + [Z]Fe3+,

1,5 % Usturit (Ca3Sb5+Zr4+Fe3+3O12) entsprechend der Austauschreaktion

  • [Y]Sn4+ + [Z]Al3+ = [Y]Zr4+ + [Z]Fe3+

7 % Ca3Sb5+2(Fe2+,Mg)Fe3+2O12 entsprechend der Austauschreaktion

  • [Y]Sn4+ + [Z]Al3+ = [Y]Sb5+ + [Z](Fe2+Mg)

7 % Ca3Sb5+(Mg,Fe2+)Ti4+2Fe3+O12 entsprechend der Austauschreaktion

  • [Y]Sn4+ + [Z]2Al3+ = [Y](Fe,Mg)2+ + [Z]2Ti4+

und 1,5 % Ca3Sb5+(Mg,Fe2+)Si4+2Fe3+O12 entsprechend der Austauschreaktion

  • [Y]Sn4+ + [Z]2Al3+ = [Y](Fe,Mg)2+ + [Z]2Si4+.[3]

Darüber hinaus bildet Bitikleit Mischkristalle mit Toturit Ca3Sn4+Si4+Fe3+2O12:

  • [Y]Sb5+ + [Z]3Al3+ = [Y]Sn4+ + [Z]Si4+Fe3+2[3]

Kristallstruktur

Bitikleit kristallisiert mit kubischer Symmetrie in der Ia3d (Nr. 230)Vorlage:Raumgruppe/230 und dem Gitterparameter a = 12.5240 Å sowie 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle.

Die Struktur ist die von Granat. Calcium (Ca2+) besetzt die dodekaedrisch von 8 Sauerstoffen umgebenen X-Positionen, Antimon (Sb5+) und Zinn (Sn2+) die oktaedrisch von 6 Sauerstoffen umgebene Y-Position und die tetraedrisch von 4 Sauerstoffen umgebenen Z-Position ist mit Aluminium (Al3+) besetzt.[3]

Bildung und Fundorte

Bitikleit ist bislang nur in seiner Typlokalität nachgewiesen worden, einem Kalksilikat-Xenolithen aus einem Ignimbrit von Berg Lakargi, Chegem Caldera in der nordkaukasischen Republik Kabardino-Balkarien in Russland.[5] Er bildete sich hier bei Temperaturen über 800 °C und niedrigen Druck in der Cuspidin-Fluorit-Zone von Kalksilikatskarnen am Kontakt zum Ignimbrit. Bitikleit tritt hier zusammen mit Cuspidin, Fluorit, Wadalit, Rondorfit, Bultfonteinit, Lakargiit, Tazheranit, Toturit, Kimzeyit, As-haltigen Fluor- und Hydroxylellestadit, Mineralen der Ettringitgruppe, Perowskit, Magnesioferrit, Afwillit, Hillebrandit und anderen nicht identifizierten Ca-Hydrosilicaten auf. Häufig ist er von F-haltigen Hydrogrossular umkrustet.[3]

Siehe auch

  • Mineralienatlas: Bitikleit (Wiki)
  • Bitikleite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy; abgerufen am 28. März 2019 (englisch). 
  • American-Mineralogist-Crystal-Structure-Database – Bitikleite. In: rruff.geo.arizona.edu. Abgerufen am 28. März 2019 (englisch). 

Einzelnachweise

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 1. September 2024 (englisch). 
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]). 
  3. a b c d e f g h i j k l m n o p Irina O. Galuskina, Evgeny V. Galuskin, Thomas Armbruster, Biljana Lazic, Piotr Dzierżanowski, Viktor M. Gazeev, Krystian Prusik, Nikolai N. Pertsev, Antoni Winiarski, Aleksandr E. Zadov, Roman Wrzalik, and Anatoly G. Gurbanov: Bitikleite-(SnAl) and bitikleite-(ZrFe): New garnets from xenoliths of the Upper Chegem volcanic structure, Kabardino-Balkaria, Northern Caucasus, Russia. In: American Mineralogist. Band 95, Nr. 7, 2010, S. 959–967 (englisch, online verfügbar bei rruff.info [PDF; 1,4 MB; abgerufen am 29. August 2024]). 
  4. a b Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9. 
  5. a b Fundortliste für Bitikleit beim Mineralienatlas und bei Mindat
  6. A.P. Dodokin, S. Lyubutin, B.V. Mill, V.P. Peshkov: Mössbauer Effect in Antiferromagnetic Substances with Garnet Structures. In: Soviet Physics JETP. Band 36, Nr. 3, 1973, S. 526–531 (englisch, online verfügbar bei jetp.ac.ru [PDF; 200 kB; abgerufen am 29. August 2024]). jetp.ac.ru (Memento vom 28. März 2019 im Internet Archive)Vorlage:Webarchiv/Wartung/Linktext_fehlt Linktext fehlt.
  7. a b Edward S. Grew, Andrew J. Locock, Stuart J. Mills, Irina O. Galuskina, Evgeny V. Galuskin and Ulf Hålenius: IMA Report Nomenclature of the garnet supergroup. In: American Mineralogist. Band 98, Nr. 4, 2013, S. 785–811, doi:10.2138/am.2013.4201 (rruff.info [PDF; 2,3 MB; abgerufen am 31. August 2024]).