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Birnthon

Kreisfreie Stadt Nürnberg
Koordinaten: 49° 25′ N, 11° 16′ OKoordinaten: 49° 24′ 44″ N, 11° 15′ 44″ O
Höhe: 385 m ü. NHN
Einwohner: 99 (31. Dez. 1997)[1]
Postleitzahl: 90475
Vorwahl: 09128
Birnthon (2024)
Birnthon (2024)

Birnthon ist ein als Exklave im Landkreis Nürnberger Land im Nürnberger Reichswald gelegener Gemeindeteil der kreisfreien Stadt Nürnberg.[2] Birnthon liegt in der Gemarkung Fischbach.[3]

Das Dorf liegt fünf Kilometer östlich der Nürnberger Stadtgrenze (Gemeindeteil Fischbach), etwas südlich der Landstraße Nürnberg-Altdorf. Zusammen mit den beiden nahegelegenen Ortschaften Brunn und Netzstall bildet er als Distrikt 970 den statistischen Bezirk 97 des Nürnberger Stadtgebietes. Birnthon wird westlich der Ortsbebauung vom Ludergraben durchflossen.[4]

Die Bayerische Uraufnahme zeigt in den 1810er Jahren für Birnthon fünf Gehöfte mit einem gemeinsamen Brunnen sowie die beiden Weiher und einen Feldbrunnen in den nördlichen gelegenen landwirtschaftlichen Flächen.[5] Die beiden Weiher wurden im zwanzigsten Jahrhundert zugeschüttet und teils überbaut. Den ehemaligen Hofraum quert eine Dorfstraße und der Brunnen wurde mit einer Garage überformt.

Birnthon ist von Bannwald und von den Landschaftsschutzgebieten Birnthon (LSG-00536.12[6]) und Brunn–Netzstall (LSG-00536.11[7]) umschlossen, weshalb die Bauleitplanung der Stadt für den bis heute dörflich strukturierten Ortsteil keine bauliche Erweiterung zulässt.

Die mageren Flachland-Mähwiesen (Alopecurus pratensis, Sanguisorba officinalis) um den Siedlungskörper von Birnthon sind Bestandteil des 43 Hektar umfassenden FFH-Gebiets Rodungsinseln im Reichswald. Der Erhalt des Offenlandcharakters der Rodungsinseln mit den nährstoffarmen bis mäßig nährstoffreichen Standorten und der typischen Vegetation stellt das gebietsbezogene Erhaltungsziel dieses europäischen Schutzgebiets dar.[8] Das artenreiche, größtenteils magere Grünland auf Sandsteinkeuper wurde als überregional bedeutsamer Lebensraum im Arten- und Biotopschutzprogramm (ABSP) von Bayern eingestuft.[9]

Herrensitz Birnthon (2024)
Herrensitz Birnthon (2024)

Birnthon geht auf eine hochmittelalterliche Zeidlerei im Nürnberger Reichswald zurück. Erstmals schriftlich erwähnt wurde es 1309 als Wirtschaftsgut des Nürnberger Bürgers Conrad Wagner, der sich verpflichten musste, es nicht zu einem Festen Haus auszubauen. Als Besitzer folgten über viele Jahrhunderte eine Reihe der bekanntesten Nürnberger Patrizierfamilien. 1382 gehörte das Zeidelmuttergut dem Ratsherrn Berthold Behaim, dem vor 1397 Heinrich II. Rummel folgte. Dieser unterhielt enge Beziehungen zum Pfalzgrafen und späteren König Ruprecht und erwarb 1409 auch die Herrschaft und Burg Lichtenau, die sein Sohn Franz Rummel im Ersten Markgrafenkrieg 1449 an Albrecht Achilles übergeben musste und erst 1453 zurückerhielt. Als das Rummelsche Fernhandels- und Montanunternehmen in den 1470er Jahren in Schwierigkeiten geriet, wurde 1472 die Herrschaft Lichtenau an das Nürnberger Reiche Almosen verkauft und der Zeidelhof in Birthon an Endres Rech.[10]

Dieser erbaute 1495 mit Erlaubnis des Rats der Reichsstadt ein „Lusthaus“, das mit einer Mauer eingefriedet war. Es handelte sich um eine Fachwerkkonstruktion auf einem massiven Sockelgeschoss. Ihm folgte 1516 Hieronymus Rech, dessen Witwe Agatha 1522 Martin Löffelholz heiratete, den reichsstädtischen Pfleger zu Lichtenau, der 1533 verstarb. Ihr dritter Ehemann, Florentin Örtel, aus einer „ehrbaren Familie“ des Zweiten Standes stammend, stockte 1541 das Herrenhaus mit einem weiteren Fachwerkgeschoss auf.[10] Schon 1552 wurde der Örtel'sche Sitz aber im Zweiten Markgrafenkrieg niedergebrannt und blieb, mehrfach innerhalb der Familie weitergereicht, über zwei Generationen hinweg bis in die 1610er Jahre hinein größtenteils eine Wüstung.

Zwischen 1609 und 1619 ließ Eustachius Carl Holzschuher den Sitz als Vierseithof mit stattlichem Haupthaus wieder aufbauen. Über seine Tochter Maria Salome kam er an die Familie Hüls. Den Dreißigjährigen Krieg überstand das Anwesen unbeschadet, wurde in den 1680er Jahren teilweise erneuert und um zwei Weiher erweitert. Aus dieser Zeit stammen auch die ältesten dendrochronologisch nachweisbaren Bauteile der denkmalgeschützten Gebäude. 1680 kam es an Sigmund Pfintzing und von ihm 1688 an Johann Christoph Tucher, der das Herrenhaus erneuern oder sehr weitgehend umbauen ließ. 1692 kam es an die Nützel, 1755 an Maria Jakobina Ebner geb. Nützel, Witwe des Zweiten Losungers Hieronymus Wilhelm Ebner von Eschenbach. 1762 erweiterte sie den Sitz um ein eingeschossiges Sommerhaus. Sie führte das Gut Birnthon 1773 einer Familienstiftung zu, die von ihren Schwiegersöhnen Haller von Hallerstein und Kreß von Kressenstein verwaltet wurde.

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts bestand Birnthon aus vier Anwesen (1 Schloss, 1 Zeidelgut, 2 Häuser). Das Hochgericht übte die nürnbergische Pflegamt Altdorf aus, was vom brandenburg-ansbachischen Oberamt Burgthann bestritten wurde. Grundherren waren von Haller und von Kreß, später von Ebner.[11] Es gab vier Untertansfamilien.[12]

Von 1797 bis 1808 unterstand Birnthon dem Justiz- und Kammeramt Burgthann. 1806 kam der Ort an das Königreich Bayern. Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde Birnthon dem 1808 gebildeten Steuerdistrikt Fischbach und der 1818 gebildeten Ruralgemeinde Fischbach zugeordnet.[13] Gleichzeitig wurden die Fideikommissgüter in Bayern aufgehoben, das Stiftungsgut von den Erben zerschlagen und 1813/14 in zwei Teilen verkauft.[10]

Am 1. Juli 1972 wurden Birnthon im Rahmen der Gebietsreform in Bayern in die Stadt Nürnberg eingegliedert.[14]

Einwohnerentwicklung

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Jahr 1818 1840 1861 1871 1885 1900 1925 1950 1961 1970 1987 1997
Einwohner 41 46 67 60 49 54 55 68 101 102 68 99
Häuser[15] 11 8 10 10 11 10 13 19
Quelle [16] [17] [18] [19] [20] [21] [22] [23] [24] [25] [26] [1]

Birnthon ist seit der Reformation evangelisch-lutherisch geprägt und bis heute nach St. Laurentius (Altdorf bei Nürnberg) gepfarrt.[11][24] Die Einwohner römisch-katholischer Konfession sind nach Heilig Geist (Fischbach bei Nürnberg) gepfarrt.[27]

In Birnthon gibt es drei Baudenkmäler:[28]

  • Haus Nr. 1: Ehemaliger Herrensitz
  • Haus Nr. 2, 3: Doppelhaus in Ecklage
  • Haus Nr. 7: Wohnhaus
Big Horn Ranch (2024)

Im Ort befindet sich weiterhin die Big Horn Ranch des Nürnberger Westernclubs.[29]

Gemeindestraßen erschließen Birnthon zu der unmittelbar nördlich verlaufenden Kreisstraße LAU 13/N 5 hin. Diese verbindet den Ort nach Westen über Fischbach nach Nürnberg und in östlicher Richtung nach Altdorf.[4] Der ÖPNV versorgt Birnthon an der LAU 13 an zwei Bushaltestellen mit der Stadtbuslinie 59 / N59 nach Nürnberg – Langwasser hin. Morgens gibt es zusätzlich eine einzelne Fahrt der Linie 96 zur Nürnberger Meistersingerhalle, die hauptsächlich von Schülern und Studenten genutzt wird.

Commons: Birnthon (Nürnberg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1. a b G. Voit: Birnthon, in: Stadtlexikon Nürnberg, S. 147.
  2. Stadt Nürnberg, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 11. November 2024.
  3. Webkarte. ALKIS®-Verwaltungsgrenzen – Gemarkungen. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 11. November 2024.
  4. a b Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 11. November 2024 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
  5. Bayerische Uraufnahme. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 24. Juli 2025.
  6. LSG Birnthon in der World Database on Protected Areas, abgerufen am 31. Dezember 2020 (englisch).
  7. LSG Brunn–Netzstall in der World Database on Protected Areas, abgerufen am 31. Dezember 2020 (englisch).
  8. 6533-371 Rodungsinseln im Reichswald (FFH-Gebiet). Herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz. Abgerufen am 5. Februar 2019.@1@2Vorlage:Toter Link/www.bfn.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Juli 2023. Suche in Webarchiven) (siehe dazu die Disk "BfN hat umstrukturiert...")
  9. Wulf Riess: Arten- und Biotopschutzprogramm Bayern (ABSP) – Stadt Nürnberg. (PDF) Bayerisches Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen, März 1996, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 27. August 2017.@1@2Vorlage:Toter Link/www.lfu.bayern.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  10. a b c Birnthon. In: herrensitze.com. Abgerufen am 24. Juli 2025.
  11. a b H. H. Hofmann: Nürnberg-Fürth, S. 101.
  12. Johann Bernhard Fischer: Birnthon. In: Statistische und topographische Beschreibung des Burggraftums Nürnberg, unterhalb des Gebürgs, oder des Fürstentums Brandenburg-Anspach. Zweyter Theil. Enthaltend den ökonomischen, statistischen und sittlichen Zustand dieser Lande nach den funfzehen Oberämtern. Benedict Friedrich Haueisen, Ansbach 1790, OCLC 159872968, S. 51 (Digitalisat).
  13. H. H. Hofmann: Nürnberg-Fürth, S. 248.
  14. Nürnberg > Politische Einteilung. In: wiki.genealogy.net. Verein für Computergenealogie, abgerufen am 11. November 2024.
  15. Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. Im Jahre 1818 werden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser und 1885 bis 1987 als Wohngebäude.
  16. Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 10 (Digitalisat).
  17. Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC 635011891, S. 28 (Digitalisat).
  18. Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 1067, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  19. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1234, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  20. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1168 (Digitalisat).
  21. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1239 (Digitalisat).
  22. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1277 (Digitalisat).
  23. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 1105 (Digitalisat).
  24. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 810 (Digitalisat).
  25. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 167 (Digitalisat).
  26. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 323 (Digitalisat).
  27. Pfarrei St. Johannes der Täufer, Nürnberg. In: bistum-eichstaett.de. Abgerufen am 24. Juli 2025.
  28. Denkmalliste für Nürnberg (PDF) beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege
  29. Big Horn Ranch