Bairesche σ-Algebra

Die bairesche σ-Algebra ist in der Maßtheorie die kleinste σ-Algebra eines topologischen Raumes, so dass die reellwertigen stetigen Funktionen messbar sind. Sie wird durch die Baire-Mengen erzeugt, diese sind Borel-Mengen, die keine pathologischen Eigenschaften besitzen. Die bairesche σ-Algebra ist somit eine Unter-σ-Algebra der borelschen σ-Algebra

B 0 ( X ) B ( X ) . {\displaystyle {\mathcal {B}}_{0}(X)\subseteq {\mathcal {B}}(X).}

Die bairesche σ-Algebra ist nach René Louis Baire benannt. In der Literatur existieren unterschiedliche Definition der Baire-Mengen, die zum Teil nicht äquivalent sind. Folglich gibt es auch unterschiedliche Definitionen der baireschen σ-Algebra und des Baire-Maßes. Wir folgen Wladimir Igorewitsch Bogatschow.[1]

Bairesche σ-Algebra

Sei X {\displaystyle X} ein topologischer Raum und C ( X , R ) {\displaystyle C(X,\mathbb {R} )} der Raum der reellwertigen, stetigen Funktionen über X {\displaystyle X} . Die bairesche σ-Algebra B 0 ( X ) {\displaystyle {\mathcal {B}}_{0}(X)} wird durch die Mengen

{ x X : f ( x ) > 0 } {\displaystyle \{x\in X\colon f(x)>0\}}

erzeugt, wobei f C ( X , R ) {\displaystyle f\in C(X,\mathbb {R} )} .[1]

Eigenschaften

  • Die gleiche σ-Algebra wird durch die beschränkten, stetigen Funktionen erzeugt.
  • Die σ-Algebra wird durch die Mengen f 1 ( { 0 } ) {\displaystyle f^{-1}(\{0\})} mit f C ( X , R ) {\displaystyle f\in C(X,\mathbb {R} )} erzeugt.[2]

Vergleich zu anderen σ-Algebren

  • In einem metrischen Raum ( X , d ) {\displaystyle (X,d)} gilt B ( X ) = B 0 ( X ) {\displaystyle {\mathcal {B}}(X)={\mathcal {B}}_{0}(X)} .
  • Sei T {\displaystyle T} eine überabzählbare Menge und X = R T {\displaystyle X=\mathbb {R} ^{T}} (beachte, X {\displaystyle X} ist nicht metrisierbar). Dann ist B 0 ( X ) < B ( X ) {\displaystyle {\mathcal {B}}_{0}(X)<{\mathcal {B}}(X)} , aber B 0 ( X ) = E ( X , X ) {\displaystyle {\mathcal {B}}_{0}(X)={\mathcal {E}}(X,X')} wobei E ( X , X ) {\displaystyle {\mathcal {E}}(X,X')} die zylindrische σ-Algebra bezeichnet.[3]

Baire-Menge

Eine Menge in B 0 ( X ) {\displaystyle {\mathcal {B}}_{0}(X)} heißt Baire-Menge. Ein Maß μ : B 0 ( X ) R + {\displaystyle \mu :{\mathcal {B}}_{0}(X)\to \mathbb {R} _{+}} heißt Baire-Maß.

Eigenschaften

  • Jede Baire-Menge ist durch eine abzählbare Familie von Funktionen bestimmt, das heißt sie haben die Form
{ x : ( f 1 ( x ) , f 2 ( x ) , , f n ( x ) , ) B } , f i C ( X , R ) , B B ( R ) , {\displaystyle \{x\colon (f_{1}(x),f_{2}(x),\dots ,f_{n}(x),\dots )\in B\},\;f_{i}\in C(X,\mathbb {R} ),\;B\in {\mathcal {B}}(\mathbb {R} ^{\infty }),}
und alle Mengen dieser Form sind Baire-Mengen und C ( X , R ) {\displaystyle C(X,\mathbb {R} )} kann durch C b ( X , R ) {\displaystyle C_{b}(X,\mathbb {R} )} ersetzt werden.[4]

Literatur

  • Vladimir I. Bogachev: Measure Theory: Volume 2. Hrsg.: Springer, Berlin, Heidelberg. 2007, doi:10.1007/978-3-540-34514-5 (Kapitel 6). 
  • R. F. Wheeler: A survey of Baire measures and strict topologies. In: Exposition. Math. Band 77, 1983, S. 97–190. 

Einzelnachweise

  1. a b Vladimir I. Bogachev: Measure Theory: Volume 2. Hrsg.: Springer, Berlin, Heidelberg. 2007, S. 12, doi:10.1007/978-3-540-34514-5. 
  2. Vakhania, N.N., Tarieladze, V.I., Chobanyan, S.A: Probability Distributions on Banach Spaces. Hrsg.: Springer. Dordrecht 1987 (Kapitel 1). 
  3. Vladimir I. Bogachev: Gaussian Measures. Hrsg.: American Mathematical Society. 1998, ISBN 978-1-4704-1869-4, S. 374. 
  4. Vladimir I. Bogachev: Measure Theory: Volume 2. Hrsg.: Springer, Berlin, Heidelberg. 2007, S. 13, doi:10.1007/978-3-540-34514-5.