Der Akademische Turnbund (ATB) ist ein Korporationsverband nichtfarbentragender akademischer Turnverbindungen (ATV) an deutschen Universitäten und Hochschulen. Ein akademischer Turnverein ist eine Form von Studentenverbindung, die das Ziel verfolgte, das Turnen an den Universitäten zu etablieren. Der ATB gehört dem Deutschen Turner-Bund als selbstständiger Landesturnverband an. Zurzeit sind 35[2] aktive Verbindungen, davon eine in Österreich (ATBÖ), Mitglied im ATB. Der ATB hat ca. 4.500 Mitglieder[3] (Stand: 1933), wovon 600 aktive Studenten[4] (Stand: 2024) sind.
Inhaltsverzeichnis
1Couleur und Wahlspruch
2Geschichte
2.1Geschichte der Akademischen Turnvereine
2.2Geschichte des ATB
2.3Zeit des Nationalsozialismus
2.468er Bewegung
3Aufbau der ATVen
4Verbandsleitung
5ATBÖ
6Verbindungen im ATB
6.1Aktive Verbindungen des ATB
6.2Inaktive Verbindungen des ATB
7Bekannte Mitglieder von Mitgliedsverbindungen
8Siehe auch
9Literatur
10Weblinks
11Einzelnachweise
Couleur und Wahlspruch
Die akademischen Turnvereine pflegten und pflegen das sogenannte schwarze Prinzip, was bedeutet, dass die Verbindungen nicht farbentragend sind, sich mit ihren jeweiligen Verbindungsfarben also zur Allgemeinbevölkerung hin nicht aktiv abgrenzen wollen. Die Farben werden jedoch in Form eines „Bierzipf“ (kurzes Stück Band) geführt („farbenführend“).
Der Wahlspruch des Korporationsverbandes lautet Mens sana in corpore sano (dt.: In einem gesunden Körper wohne ein gesunder Geist).
Geschichte
Geschichte der Akademischen Turnvereine
Anfangs waren akademische Turnvereine bloße Vereine, denen auch Mitglieder studentischer Verbindungen angehören konnten, später entwickelten sie sich zu geschlossenen Korporationen mit dem Sportprinzip und dem Lebensbundprinzip als wichtigsten Eckpfeilern. Aus der deutschen Turnbewegung ging 1872 zunächst der Cartellverband akademischer Turnvereine hervor (der 1885 in Vertreter-Convent umbenannt wurde, dessen Turnvereine sich später zu Turnerschaften entwickelten).
Geschichte des ATB
Der Kartellverband akademischer Turnvereine verwehrte um 1880 Korporationen an Technischen Hochschulen den Zutritt zum Verband, woraufhin sich im Wintersemester 1882 die Akademischen Turnvereine ATV Aachen (heute Turnerschaft Rheno-Borussia Aachen), ATV Markomannia Freiburg (heute Turnerschaft Markomanno-Albertia), sowie der ATV Gothania Jena (heute ATV Gothania Jenensis zu Frankfurt) zu einem Freundschaftskartell zusammenschlossen. Die Kartellbestrebungen wurden auch vom ATV München und dem ATV Berlin entdeckt, sodass bald Interesse gemeldet wurde.[3]
Der ATB wurde von den Akademischen Turnvereinen aus Aachen, Berlin, Freiburg, Jena und München am 27. Juni1883[3], auf der Schweizer Höhe bei Jena als Männerbund gegründet. Sportprinzip und Lebensbundprinzip sind die wichtigsten Merkmale des Verbandes, der intern einen Duz-Comment (alle Mitglieder des ATB sind per se dazu berechtigt, sich untereinander zu duzen) pflegt.
Infolge der 1968er Bewegung kam es auch bei den einzelnen Studentenverbindungen zu Überlegungen sich dem anderen Geschlecht zu öffnen. Diese führten zu den Wachenburger Beschlüsse des ATB im November 1991, wonach es den ATVen gestattet ist, auch Studentinnen aufzunehmen. Demnach stellt der ATB seinen Mitgliedsverbindungen heutzutage die Geschlechterfrage frei. Es gibt daher sowohl rein männliche als auch gemischte Verbindungen im ATB.
Die ATVen bestehen in der Regel aus einer Aktivitas und den Alten Herren, im Falle gemischter Verbindung auch „Alten/Hohen Damen“: Die Aktivitas bezeichnet die aktiven Studenten der Verbindung. Nach Abschluss des Studiums wird der Akademiker philistriert und tritt damit dem Korporationsverband (Ehemaligenverband) der Verbindung bei. Üblicherweise finanzieren die philistrierten Mitglieder die sportlichen Aktivitäten ihrer jeweiligen Aktivitas, u. a. durch Zuschüsse zu Turnierfahrten, der Ausrichtung von Sportfesten oder dem Kauf von Sportmaterial.
Verbandsleitung
Präsident des Akademischen Turnbundes (ATB) ist Peter Krüger; die ATB-Geschäftsstelle befindet sich in Lippstadt.
ATBÖ
Innerhalb des ATB existiert eine Arbeitsgemeinschaft (ArGe ÖATVe) der nicht-farbentragenden akademischen Turnvereine an österreichischen Universitäten und Hochschulen, der Akademische Turnbund in Österreich (ATBÖ).[6]
Verbindungen im ATB
Derzeit gibt es 35[2] aktive Studentenverbindungen im Dachverband des Akademischen Turnbundes. Hinzu kommen 6 Korporationen, die zurzeit keine Aktivitas besitzen. Weitere 5 Korporationen aus Österreich sind dem ATB assoziiert. Die meisten davon haben die ursprüngliche Bezeichnung ATV (Akademischer Turnverein bzw. Akademische Turnverbindung) erhalten, einige ATB-Verbindungen jedoch führen leicht veränderte Bezeichnungen wie ASV (Akademische Sportverbindung), ATSV (Akademische Turn- und Sportverbindung) oder ASG (Akademische Sportgemeinschaft):
Aachen
Berlin (3)
Bonn
Braunschweig (2)
Clausthal
Darmstadt
Erlangen
Frankfurt (2)
Freiberg
Freiburg
Göttingen (2)
Greifswald
Halle
Hamburg
Hannover
Karlsruhe
Kassel
Kiel
Köln
Mainz
Marburg (2)
München
Münster
Saarbrücken
Stuttgart
Tübingen
Weihenstephan
Würzburg
Wien
Hochschulstädte mit ATB-Korporationen Große Karte: Deutschland Kleine Karte: Österreich
Aktive Verbindungen des ATB
Die folgenden Verbindungen sind aktiv, d. h. sie haben eine Aktivitas sowie eine Altherrenschaft. Diese Liste ist alphabetisch nach der Stadt sortiert.
Ernst Hans Eberhard: Handbuch des studentischen Verbindungswesens. Leipzig, 1924/25, S. 229–231.
Paulgerhard Gladen: Geschichte der studentischen Korporationsverbände. Band 2: Die nichtschlagenden Verbände und Nachträge zu Band I. Becker, Würzburg 1985, S. 64–70.
Bernhard Grün, Christoph Vogel: Die Fuxenstunde. Handbuch des Korporationsstudententums. Bad Buchau 2014, S. 174–175, ISBN 978-3-925171-92-5.
Altherrenbund des ATB (Hrsg.): 100 Jahre Akademischer Turnbund 1883–1983. Meldungen 1983.
Weblinks
Akademischer Turnbund im Deutschen Turner-Bund (DTB)
Einzelnachweise
↑ abÜber uns. Akademischer Turnbund, abgerufen am 15. April 2022.
↑ abAkademischer Turnbund (ATB) - VERBINDUNGEN. Abgerufen am 8. April 2024.
↑ abcWilli Cuno: Festschrift des ATB „Vor 50 Jahren“ – Gründung und erste Jahre des ATB. Hrsg.: Akademischer Turnbund. 1933, S.129–133.
↑Akademischer Turnbund (ATB) - ÜBER UNS. Abgerufen am 8. April 2024.
↑cousin: Dachverband ATB. Abgerufen am 9. April 2024.
↑cousin: Dachverband ATBOe. Abgerufen am 9. April 2024.
↑ATV der Märker und Kurmark. Abgerufen am 8. April 2024.
↑ATV Darmstadt. In: atv-darmstadt.de. 21. Dezember 2020, abgerufen am 20. Januar 2021.
↑Ernst-Günter Glienke: Civis Academicus 2002/2003, SH-Verlag, Köln 2002, ISBN 3-89498-105-9, S. 220.